Gott hat viele Gesichter und ich glaube an die Signale, die sie senden und versuche, sie zu verstehen. Meinem Fuß geht es besser, heute ist es noch sinnig, Sand und Wasser zu vermeiden.
Die Insel ist überschaubar und doch voller versteckter Dinge, es macht Spaß, mit dem Scooter langsam über die Wege zu rollen, doch man muss aufpassen, die Schlaglöchlein kommen plötzlich. An manchen Stellen wird gearbeitet, immer mehr rotsandige Dschungelwege werden durch betonierte Straßen ersetzt, die alsbald bröckeln. Wie die Sandwege sich in der Regenzeit verwandeln, kann ich nicht sagen.
In der kleinen Anlage wachsen Cashewnüsse, sie werden von Lae vom Boden aufgesammelt und anschließend getrocknet. Später landen sie in kleinen Tütchen, die zum Verkauf bereit stehen. Auf den Wegen liegen überall gelb orangene Früchte, die Nuss unten dran ist der Samen, im Vergleich zur Frucht ein unscheinbarer Kümmerling, der aber geschmacklich große Wirkung entfaltet. Der Geruch der Pflanzen begleitet dich auf den Wegen und ist typisch für die Insel.
Mein Ausflug führt mich heute zunächst an die Mangroven, im Wasser wachsende Bäume und dann ans südliche Ende des Long Beach, Ao Yai. Die Büffelbucht, in der ich zuhause bin, heißt Ao Khao Kwai. Thai zu lesen ist für’s erste ein Ding der Unmöglichkeit, zu sprechen geht aber mit der Zeit und es scheint, dass die Bewohner sehr freundlich auf die wenigen Worten reagieren, sie lächeln von Herzen. Ich habe auf der Reise auch das falsche Lachen gesehen, das mit der Mundbewegung verschwindet, das echte Lachen hallt nach und geht zu Herzen. Make them smile, mit diesem Motto fährt man gut, auch wenn man läuft.
Auf dem Weg zu Ao Yai fährt man an einem Platz vorbei, der Papas Place heißt. Auf einer kleinen Sonnenveranda am Straßenrand ist eine Hängematte gespannt, vor Ort ist niemand, aber Gasoline scheint im Angebot. Ich mache ein Päuslein und lege mich rauchend in die Hängematte, ab und an rollt ein Scooter vorbei, meist ein Taxi mit einem Farang, einem Fremden wie ich, hinten drauf, um ihn zum Strand in eine der Anlagen zu bringen. Am Ende der Straße beginnt der Strand, der sich in der Bucht nach Norden erstreckt. Er ist feinsandiger als bei mir und es ist mehr Betrieb, ich sehe die ersten, wenigen, Stühle am Wasser. Anlage reiht sich an Anlage, wer hier landet, macht auch nichts verkehrt. Ich laufe ein paar Meter und kehre meinem Fuß zu Liebe wieder um. Demnächst werde ich einmal den Weg in den mittleren Teil der Bucht nehmen.
Am Pier gibt es das Nötigste zu kaufen, Zahnpasta, Tabak, Seife und wer mag, sogar Wein. Verbandsmaterial habe ich nicht entdeckt, dazu muss man wohl ins kleine Krankenhaus. Da ich noch etwas Material habe, hoffe ich, nicht dorthin zu müssen. Die Ressourcen hier sind knapp, fast alles kommt mit dem Boot vom Festland. Ich tanke zwei Liter Sprit, der aus umfunktionierten Wasserflaschen in den Tank geschüttet wird, ein Liter reicht für 20 Kilometer. Noch bin ich vorsichtig, was das Befahren von kleinen, unbefestigten Wegen angeht, da ich meinen Fuß nicht unnötig belasten möchte und roller Richtung Hütte. Wenig später beginnt das leise Spektakel des Sonnenuntergangs, heute ist es noch klarer als gestern, ein Farbenspiel von blauorange, ein Sonnenball, ein Glitzermeer, eine leichte Brise; man darf getrost sagen, dass es wohl wenig schönere Dinge auf diesem Planeten gibt, mit jedem Blick verändert sich das Bild, das Farbenlicht, bis die Zikaden zeckern, die drei kleinen Hunde den Strand entlang tollen und ein Nachthimmel sich über die Insel legt. Dann haben auch die Zikaden ihr Konzert beendet. Seltsamer Weise alle gleichzeitig.
Mein Nachbar Alfred wird mich morgen verlassen, er reist weiter nach Ko Chang, ein paar Meilen entfernt von hier und nur mit dem Boot zu erreichen. Es heißt, drüben ist es noch ruhiger als hier, keine Autos und keine Roller. Bislang habe ich nur Abreisen erlebt, noch keine Neuankömmlinge, wenn das so weiter geht, bin ich bald mit der Familie alleine hier. Ich habe nichts dagegen, wobei ab und an ein wenig Gesellschaft auch schön ist, bislang waren alle Begegnungen sehr entspannt und freundlich. Michael und Daniela, die Weltenbummler, die ich bei meiner zweiten Überfahrt kennen gelernt hatte, habe ich auch wieder getroffen, sie sind bei einem Strandspaziergang direkt an meiner Hängematte vorbei spaziert und haben ein kleines Päuschen eingelegt. Auch Michael hat eine kleine Wunde, er ist durch eine gebrochene Planke seiner Veranda nach unten gerutscht, aber auch er hatte Glück, außer ein paar Schrammen ist nichts passiert. Die Insel ist mild, doch man muss aufpassen, langsam machen, kleine Gefahrenquellen lauern überall und wenn man zu sorglos ist, auch große.
Zum Abendessen gibt es Meeresrauschen mit Mondsichel, dazu Nachtstern. Auch ein rotes Curry, diesmal ohne Blumenkohl, der Kalam do oder so ähnlich heißt. Später sitze ich mit Alfred zusammen, wir rauchen und erzählen uns Geschichten, bis ich von meiner Hängematte in die Bucht schaue. Die Lichter der kleinen Bars ein paar Meter entfernt glitzern ins Wasser, ein leichter Wind weht, es ist unsagbar friedlich und mild. Ab und an macht sich der Gecko bemerkbar. Tiere in meiner Hütte sind selten, ein paar Ameisen, die vor allem dann kommen, wenn man seinen Löffel vom Coconut-Shake aus Versehen liegen gelassen hat, mal lugt ein Muschelkrebs aus dem Abfluss hervor. Garten und Natur am Meer, es lebt, aber es lebt friedlich.
Zum Einschlafen lasse ich mein Fenster offen, das Meer brandet leise ans Ufer und ein weiterer Tag in Little Paradies geht zu Ende.
Alles Gute weiterhin!
Lese und reise weiterhin im Geist mit dir mit.
Toi toi für den lädierten Fuss.
Und pass im seichten Wasser auf den „Stone Fish“ auf.
Mit deren Stacheln ist nicht mehr zu spassen.
Wann ist Full moon?
Gibts noch die wilden Strandpartys?
LG Michael
Dem Fuße gehts soweit ganz gut, zwei Tage Schutz, aber heute gehe ich wieder ins Meer. Aber ich passe auf. Strandpartys sind nichts für mich derzeit, es tanzen nur die Wellen :-)
„Ich habe auf der Reise auch das falsche Lachen gesehen, das mit der Mundbewegung verschwindet, das echte Lachen hallt nach und geht zu Herzen. Make them smile, mit diesem Motto fährt man gut, auch wenn man läuft.“
Wunderbar, Beve, einfach wunderbar.
Und ein bisschen von dem Frieden, den du findest, weht beim Lesen auch in meine „Hütte“. :-)
Das ist schön, wenn ich die Feelings ein bisschen teilen kann :-)