Sinngemäß geht eine alte Geschichte in etwa so. Ein Jude aus Amerika zieht es nach Israel, er macht sich auf den Weg. Dort angekommen bleibt er eine ganze Zeit lang, doch es fehlt ihm die alte Heimat. Also macht er sich wieder auf den Weg zurück. Doch die Dinge haben sich mittlerweile geändert. So packt er nach einiger Zeit erneut seine sieben Sachen und kehrt zurück nach Israel.
So geht dies eine ganze Weile. Amerika. Israel. Amerika. Israel. Nachdem eine lange Zeit vergangen ist, fragt ihn ein neugieriger Zeitgenosse, wo er eigentlich am liebsten sei. Der Jude sieht den Fragesteller an und antwortet: Unterwegs.
So ist das. In den letzten Jahren war ich viel unterwegs. In Deutschland, in Europa. Habe in Istanbul den Bosporus beschippert, lag in Tel Aviv am Strand und besuchte Yad Vashem in Jerusalem. Trank in Porto Portwein, sah den FC Barcelona gegen Atletico Madrid im Camp Nou und Carter USM in London. Wir aßen Austern in Arcachon und sahen die Eintracht in Bordeaux. In Rom stellte ich fest, dass das Kolosseum der Frankfurter Arena ähnelt, in Lissabon fuhren wir Straßenbahn, kraxelten später in den Alpen Österreichs. Saß ich nicht eben noch in einem Café unterhalb der Akropolis und blickte auf Athen? Stand ich nicht eben vor der Costa Concordia in Genua? Oder lief durch die Schlucht Via Mala?
Unterwegs sein. Treiben lassen. Neue Eindrücke, kleine Herausforderungen und der Blick auf das Meer als das große Glück der Welt. Circa alle zehn Jahre, so scheint es, muss ich länger weg, muss mir den Kopf waschen. Innen. 1992 war ich alleine zwei Monate mit einem alten Mercedes 200 Diesel in Spanien und Portugal, stets an der Atlantikküste. Noch in Frankreich, bei Bergerac, blieb der Benz liegen. Ich spannte meine Hängematte zwischen zwei Mirabellenbäume auf, und organisierte am nächsten Morgen mit meinem Rad ein Ersatzteil, baute es ein und: Er sprang wieder an. Etwas später bei Seignosse das gleiche Problem. Ich stellte den Wagen ab, ging einen Café trinken – und als ich zurückkehrte, waren zwei Scheiben eingeschlagen, das Rad und das Autoradio geklaut. Ein freundlicher Franzose schleppte mich und den Benz ab, ich konnte dort übernachten während der Schaden repariert und die Scheiben verklebt wurden. Irgendwie ging es immer weiter. Der nächste Tag. Spanien, Lequeitio. Dort fuhr mir eine Familienkutsche hinten in die Kiste. Die Anhängerkupplung war verbogen, das Auto fuhr. 7000 Kilometer später war ich wieder zuhause, zerzaust und glücklich. Ich fuhr heim, als wir nachts an einem Strand lagen, die Sterne funkelten und es schien ein Moment für die Ewigkeit. Dann wehte ein Wind meinen Schlafsack ein paar Meter weiter – und ich wusste: Zeit zu gehen. Ich packte meinen Krempel mitten in der Nacht und fuhr Richtung Heimat. Einmal noch riss mir die Wasserablassschraube vom Kühler ab, die nächste Werkstatt hatte ein Schweißgerät, fünf Minuten später war ich wieder auf der Straße. Die zwei Monate zuvor verklebten Scheiben hielten bis Frankfurt. Zwei Jahre später das gleiche in anders. Mit meiner XL 500.
2004 setzte ich mich alleine in den Flieger nach Trivandrum, Kerala, Indien. Mehr wusste ich nicht, doch schon die ersten Kilometer in einem Tuk-Tuk bei Hitze und extrem hoher Luftfeuchtigkeit zeigten mir die Richtigkeit meiner Entscheidung. Von den Straßenrändern blickten mich strahlende Augen an und nur wer in Indien war, weiß, was strahlende Augen sind. Ich sah Eisvögel und Krüppel, Gurus und sterbende Hunde an einem Strand, pennte unter Palmen, ein Mango Lassi in der Hand, hockte bei Hampi am Tempel, die Affen neben mir und fuhr in einem Nachtbus durch die Zeit, in einem Schlafabteil, das kaum Platz für mich und mein Gepäck bot – bis ich feststellte, dass die Kabine mit zwei Leuten belegt ist und saß an einem anderen Tag bei einer Flusstour durch die Backwaters neben dem Kapitän, der Wind wehte um die Nase. Aß in Kochi Scampis am Strand. Es war bunt und grausam schön. Zwei Monate später war ich wieder zuhause – und glücklich. Vor allem durch das Wissen um die Erfahrung, dass es immer weiter geht, dass ein unsichtbarer Begleiter dich an die Hand nimmt und dir zeigt, was du lernen musst – und du lernst. Namaste.
Jetzt geht es wieder los. Nicht zwei Monate, leider nur einen – aber immerhin. Hin und Rückflug nach Bangkok sind gebucht, die ersten drei Tage in Bangkok dazu, das war’s. Irgendwo hin wird der Weg mich führen, irgend etwas wird passieren und ich werde klar kommen – so Gott will. Einzig das Meer ist ein Ziel, der Rest ergibt sich. Nur diesmal bin ich leider alleine unterwegs. Pia bleibt hier, es geht nicht anders. Ich vermisse sie sozusagen schon jetzt.
In knapp zwei Wochen sitze ich dann mit einem winzigen Rucksack in einem Flieger, zunächst nach China, dann Thailand. Wie immer werden sich das mulmige Gefühl der Ungewissheit mit der Vorfreude in mir balgen. Vier Wochen, nach denen ein anderer zurück kommt. Nach einer Reise bist du immer ein anderer. Ich freue mich und wünschte, Pia wäre mit dabei.
Mehr als einen einfachen und sauberen Bungalow und einfaches Essen, dazu Meer, brauche ich nicht. Keine überlaufenen Full-Moon-Parties, keine Backpacker-Szene und keine Pauschalangebote. Falls ihr Tipps habt, her damit.
Unterwegs.
Ich wünsche dir eine ganz zauberhafte Reise mit ganz vielen Eindrücken. Ich beneide dich darum!
Danke dir. Möge die Übung gelingen :-)
Gute Reise, Beve. Kehre erneut als ein anderer und gesund und glücklich zurück. Namaste.
Danke. Gesund. Das ist wichtig. Namaste :-)
Gute Reise! Es wird ein Erlebnis, auf jeden Fall! Und dafür sind wird doch da, um was zu erleben.
So ist das :-)
na mensch, axel’s on the road again! gute reise. an den 94er trip mit der xl kann ich mich ein stück weit erinnern ;)
Ja, da war doch was. Damals in Frankreich vor 21 Jahren :-)
Aus purer Lust an der Opposition: Bleib´ zuhause! Die wahren Abenteuer sind im Kopf…
Mal schauen :-)
Have a good time… all the time :)
Leider ohne Carter :-)
Axel, Du bist auf dem richtigen Trip, ich gratuliere Dir neidlos. Ich denke, dass Du Dein Leben richtig organisierst und dabei auch andere nicht vergisst. Beispielsweise die Eintracht, das Museum mit Matze, Ewald und Billy usw. Gönne Dir diesen Luxus so lange Du es kannst. Viele Menschen wollen sich immer für später Zeit aufheben – und plötzlich ist sie mit einem Schlag(anfall) weg und alles was schön sein könnte, ist vorbei.Schöne Zeiten wünscht Dir Dein Leser-Fan Horst Reber, der Dir eine glückliche und gesunde Heimkehr wünscht mit dem Ergebnis, dass die Eintracht um weitere Plätze nach oben gekommen ist. Gruss horst reber
Lieber Horst, da bin ich bei dir und denke auch oft daran, wie schnell alles vorbei sein kann. Von daher ist es nie verkehrt, ab und an ans jetzt zu denken. Und natürlich werde ich die Eintracht und das Museum nicht vergessen. ich bin ja dankbar für jedes bisschen Heimat. Danke dir für die guten Wünsche, ich werde zusehen, einige Erlebniss und Aufnahmen während der Tour zu bloggen.
Dann schließe ich mich mal an und wünsche dir eine gute Reise und eine glückliche Heimkehr – und eigentlich wünsche ich mir außerdem, dass du nicht anders zurückkommst, sondern so wie du bist. Aber vielleicht ist das gar kein Widerspruch und wir müssen uns manchmal ändern, um die zu bleiben, die wir sind oder sein können. Ich freu mich auf die Erlebnisse und Fotos, die du mit uns teilst. Take care!
Da hast du wohl recht, ändern, um zu bleiben. Was auch immer passiert: Danke :-)
Auch von mir die allerbesten Wünsche für diese Reise!
Ich bin mir sehr sicher, und muss es etwas neidvoll anerkennen, es gibt wohl nur wenige Menschen, die aus einer solchen Reise soviel mitnehmen können wie Du es tun wirst lieber Beve.
Freue mich auf auf jeden Beitrag aus der Ferne, aber keinen Stress dabei!
Der Stress begann schon, mein Tablet erkennt derzeit keinen externen Speicherkartenleser mehr. Hoffentlich nehme ich etwas mit, man weiß ja nie :-)
Stell Dir mal vor die Entracht gewinnt während Deiner Abwesendheit all ihre Spiele. Meinst Du ernthaft wir lassen Dich hier wieder einreisen?
Im Lebe net !!!
Spaß beiseite, geniesse Deine Auszeit. Wer weiß schon wie oft Du noch dazu kommst.
Danke. Mal schauen, was die Eintracht so ohne mich macht. Wahrscheinlich das gleiche wie sonst auch. Hoch. runner. hoch. runner :-)