Wie soll ein Tag enden, der damit beginnt, dass ich an der Tankstelle damit beschäftigt bin, Vogelkacke von der Motorhaube zu entfernen? Es ist ein Elend mit den Bäumen und den Vögeln und den Parkplätzen, mit der Welt sowieso. Also weiter Richtung A66, Raststätte Weilbach, Thor einsammeln.
Es ist Samstag Mittag, halb zwölf. Das Wetter kann sich noch nicht wirklich entscheiden, Sonne, Regen, beides zusammen? Der Dacia rollt über die A3 Richtung Limburg, Richtung Koblenz, denn dort findet um 14:00 Uhr das allerletzte Pflichtspiel der Eintracht Amateure statt, die bekanntlich zur nächsten Saison aufgelöst werden. Da noch am gleichen Abend eine Feier anlässlich des Abiturs vor dreißig Jahren anstand, zog ich die Fahrt mit dem PKW der Bustour mit dem Nordwestkurvenrat vor, man weiß ja nie, wo die Jugend versackt.
Alsbald rollten wir durch Koblenz, nahmen Parkschein und Tickets in Empfang und parkten wenige Meter vor dem Haupteingang. Als die Einlaufkinder durch ein geöffnetes Tor das Stadion Oberwerth enterten, marschierten wir schnurstarcks hintendrein und erfreuten uns an heimischen Grillgut, die ersten Pluspunkte waren gesammelt.
Wir wanderten gemächlich in Richtung Gästekurve, der halbwegs freie Zugang durch eine Pressekarte ist schon etwas feines. Überall bekannte Gesichter, auch die Busse waren schon angekommen, spätestens als die Ultras einwanderten kam auch die Polizei, die in ordentlicher Stärke aufgelaufen war – wobei es bis auf vereinzelte Koblenzer Ausreißer recht ruhig geblieben war und auch bleiben sollte.
Das Stadion liegt idyllisch in einem Tal, umgeben von begrünten Felsen. Hinter der Haupttribüne rauschte von Zeit zu Zeit eine Eisenbahn vorbei, eine Kurve wird derzeit von Grün überwuchert, Erinnerungen an den heimischen Riederwald drängten sich nahezu auf. Die Stimmung war freundlich, nahezu ausgelassen, auch als die Teams den Rasen betraten, schätzungsweise 500 Eintrachtler waren nun vor Ort, um dem letzten Auftritt der U23 beizuwohnen, jetzt sogar bei bestem Wetter. Rein sportlich gesehen, konnte die Eintracht TuS Koblenz bei einem Sieg noch überholen und sogar noch den Vorjahresmeister Hessen Kassel, solange dieser nicht gewinnt. Es ist kein Geheimnis mehr, das dies auch gelang. In einem munteren Spielchen konnte sich die Eintracht locker mit 4:0 durchsetzen und da Kassel in Neckarelz mit 2:3 verlor, beendeten die U23 die finale Saison auf dem 12. Platz.
Die Gästekurve supportete von Zeit zu Zeit, manch einer legte sich für ein paar Minuten hin, um sich der Sonne hinzugeben, während sogar der Schiedsrichter außergewöhnlich höflich beschimpft wurde, woraufhin der Platzsturm des Rufers gefordert wurde: „Ingo auf den Zaun.“ Später hieß es dann unter großem Gelächter „Schade um den Zaun.“ Natürlich hat niemand den Platz gestürmt.
Als pünktlich nach 90 Minuten der Herr Schiedsrichter die Partie abpfiff, wurden Spieler und Trainer Alex Schur ausgiebig gefeiert, auch wenn beim Anstimmen der „Humba“ irgendwie die Buchstaben durcheinander gewürfelt wurden. Alles hat nunmal ein Ende, so auch unser Auftritt in Koblenz. Wir sahen, wie die Bus- und Zugfahrer unter Polizeischutz aus dem Stadion geleitet wurden, wanderten selbst zum Dacia und rollten guter Dinge durch Koblenz und Landstraßen bei Montabaur auf die Autobahn, zurück nach Weilbach. Dort verabschiedete sich Thor, derweil ich weiter nach Heusenstamm brauste. Dort im Alten Bahnhof haben dann angegraute Herren und wie aus dem Ei gepellte Damen sich ausgiebig über die vergangenen dreißig Jahre unterhalten. Aber das ist eine andere Geschichte, wobei vielleicht ganz interessant ist, dass in dem Jahr, in dem ich Abi gemacht habe, die Kickers letztmals aus der ersten Liga abgestiegen sind, während wir nach Duisburg fuhren, um mit einem 5:0 im ersten Relegationsspiel den Klassenerhalt perfekt zu machen. Es war das Jahr, in dem Bastian Schweinsteiger geboren wurde.
Ich hatte nach dem letzten Heimspiel der U23 am Bornheimer Hang dem Gedanken nachgehangen, auch nach Koblenz zu fahren. Es ist dann nicht alles, aber vieles ganz anders gekommen. Wie es halt so ist und einem so geht, als Menschlein.
Auch von daher also wieder Mal: Danke für deine Worte und Bilder, Beve!
ja schade, habs gelesen. wäre ein ausflug geworden, der dir auch gefallen hätte.