Was für Eintrachttage. Eben sind wir noch durch Porto marschiert, haben dann nebenbei ein lumpiges 0:0 gegen Werder Bremen mitgenommen, um wenige Tage später tränenreich den Traum von einer weiteren Reise durch Europa zu begraben. Und dann kam der VfB Stuttgart nach Frankfurt.
Jener VfB, gegen den die Eintracht in den letzten Jahren nie zuhause gewonnen hat, denkwürdige Spiele dabei. In der Abstiegssaison war es Eintracht gegen Ulreich, ein Spiel auf ein Tor, ein Spiel, das derart ungerecht verloren wurde, wie die Eintracht eben nur gegen Stuttgart verlieren kann. Ein Jahr zuvor führt die Eintracht gegen den VfB nach 86 Minuten mit 2:1, Gomez trifft zum vermeintlichen Ausgleich, Schiedsrichter Rafati gibt den Treffer ob eines vorausgegangenen Fouls nicht. Doch der Linienrichter, bedrängt von den Stuttgartern, entscheidet auf Tor. Ausgleich, 2:2.
Und nun hatte der VfB gleich sieben Spiele am Stück verloren und der Eintracht steckte noch der Auftritt gegen Porto in den Knochen. Natürlich hielt Ulreich den VfB im Spiel, als er nach wenigen Minuten Barnettas Kopfball abwehren kann, natürlich macht der VfB durch Harnik das 1:0, da hilft es auch nichts, dass Ibisevic gesperrt ist. Später hallt es durchs Stadion: Hier regiert der VfB“ – alles wie immer. Was dann folgte, war schlicht unglaublich. Man könnte meinen, Elfmeter ist, genau wie Abseits, wenn der Schiri pfeift. Doch nicht in Frankfurt, nicht gegen den VfB. Barnetta ist im Strafraum, fällt, ein Pfiff, Elfmeter. Könnte man meinen – dem war aber nicht so. Wie schon Jahre zuvor wird der Linienrichter von Stuttgartern umringt – und tatsächlich wird der Elfmeter zurück genommen, ob zu Recht oder Unrecht sei einmal dahin gestellt – es ist wie immer, die Eintracht, die ins Spiel zurück gekommen ist, wird verlieren. Da verliert Zambrano unglücklich den Ball, in der Mitte Maxim frei vor Trapp, das ist das 2:0, die Niederlage. Doch die Kugel fliegt an Trapp und am Kasten vorbei, eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Aber es gibt wahrhaftig Ab- und nicht Anstoß.
Und dann geschieht das, was kaum einer für möglich gehalten hat. Zunächst köpft Russ einen Abschlag von Ulreich zurück in die Hälfte der Stuttgarter, der eingewechselte Rosenthal, der bei seiner Einwechslung mit Pfiffen bedacht wurde (oder wurde mit den Pfiffen die Tatsache bedacht, dass nach der Auswechselung Joselus nun kein richtiger Stürmer mehr auf dem Platz stand), marschiert auf Ulreich zu und schiebt die Kugel zum Ausgleich ins Netz. Der Stuttgarter Anhang wurde merklich ruhiger.
Dann liegt Flum mit Krämpfen auf dem Spielfeld, jener Flum, der in der letzten Spielminute der regulären Spielzeit den Ball ums Verrecken nicht hergeben will, sich gegen zwei durchsetzt, auf Meier passt, der das unfassbare 2:1 für die Eintracht erzielt. Sieg. Sieg in einem Spiel, das die Eintracht ob aller Vorzeichen nicht gewinnen konnte. Wer weiß, vielleicht hat der nicht gegebene Elfmeter den Willen geweckt, sich das nicht bieten zu lassen – die drei Punkte aber waren Gold wert – und für den VfB vielleicht sogar der Genickbruch. Die achte Niederlage in Folge – und das bei der Eintracht, der europageschlauchten Eintracht in der neunzigsten Minute. Der Stuttgarter Anhang war still. Sehr still. In der anschließenden Pressekonferenz wurde Trainer Veh gefragt, weshalb er Rosenthal eingewechselt hat. Lapidare Antwort: Weil ich wusste, dass er ein Tor macht.
In der Nacht zum Montag dann der nächste Paukenschlag, Trainer Armin Veh wird die Eintracht mangels Perspektive zum Saisonende verlassen, verkündete die wohlinformierte FAZ. Drei Jahre nach seiner Verpflichtung, in denen mit dem Aufstieg, dem Erreichen des Europacups und den Auftritten ebendort durchaus großartige Erlebnisse verbunden sind, obgleich die Auftritte der Eintracht vor allem in der Hinserie der Liga 2013/14 eher hölzern wirkten und Spieler wie Inui oder Oczipka weit entfernt von der Form der Vorsaison blieben. Auf die Integration von jungen Spielern warteten wir vergeblich, auch wenn Kittel und Stendera sich mit langwierigen Verletzungen herumplagen mussten bzw. müssen.
Letztlich ist es aber auch die Aufgabe des Trainers, mit seinem Team Perspektiven zu entwickeln – auch und gerade wenn grandiose Fußballer von der Eintracht mangels Masse nicht zu holen sind. Und es ist nicht die Aufgabe, Perspektivlosigkeit herbei zu reden. Es ist wie auf der Autobahn, natürlich ist ein Maserati schneller als eine Giulietta – aber es besteht immer die Möglichkeit, dass der Maserati kurz vor dem Ziel am Straßenrand auf den ADAC wartet, während der ordentlich gepflegte Alfa womöglich ohne Panne ins Ziel kommt und fröhlich winkt. Dazu aber muss der Alfa gehegt werden – und ist zudem nicht davor gefeit, im Ziel schon von einem Trabbi empfangen zu werden, weil dessen Besatzung einen pfiffigen Umweg genommen hat und somit dem Stau ausweichen konnte.
Und genau dies wird die Aufgabe des neuen Trainers werden. Danke und alles Gute Armin Veh.
ich bin gespannt, ob armin veh bis saisonende trainer sein wird. die gerüchte um ein treffen mit held kochen wieder hoch – gerüchteweise wird er trainer auf schalke im sommer (kolportiert aus brancheninternen kreisen – yo!)
sollten wir gegen den hsv verlieren, werden sich die stimmen mehren, die seinen sofortigen ausstieg fordern.
ich persönlich hoffe, dass bald klarheit herrscht. unerträglich welche namen man – immer wieder aufs neue – jeden tag zu hören bekommt. pro, contra, gegenseitigen anschnauzen.
„Letztlich ist es aber auch die Aufgabe des Trainers, mit seinem Team Perspektiven zu entwickeln – auch und gerade wenn grandiose Fußballer von der Eintracht mangels Masse nicht zu holen sind. Und es ist nicht die Aufgabe, Perspektivlosigkeit herbei zu reden.“
das seh ich ähnlich. an diesem statement habe ich mich auch gestoßen, es hat mich sogar ein bisschen in meiner eintrachtseele „verletzt“.
ich danke armin veh für seine zeit hier, vor allem für die reise durch europa.
p.s. am 12. april spielen wir gegen schalke …
p.p.s. europacup – i’m missing you!
die ärmste socke dabei ist keller, dem veh schon seit längerem im nacken sitzt – wie soll man da ruhig arbeiten. genau, europacup – i’m missing you :-)
Das war eine tolle Leistung der Mannschaft in der Schlussphase am Sonntag. Die Eintracht wollte unbedingt und hatte am Ende dann das nötige, aber auch verdiente Glück.
Dass Veh geht, finde ich nachvollziehbar und für beide Seiten – Veh wie die Eintracht – besser als seinen Verbleib. Der Zenit ist erreicht, mehr geht mit ihm nicht. Und er weiß, dass ihn nächste Saison keine Europapokalteilnahme mehr vor denen schützt, die meinen, mit diesem Kader oder der Eintracht überhaupt und sowieso müsse mehr drin sein, als der Platz zwischen 8 und 15, der es wahrscheinlich aber eben doch sein wird.
Dass bei der Eintracht ein neuer Trainer in der Bundesliga aus dem alten Kader mehr herausholt, darauf hofft man seit der Verpflichtung von Elek Schwartz. Ich allerdings bin schon ganz froh, wenn keiner
wie Skibbe kommt, der das Mannschaftsgefüge vor die Hunde gehen lässt und mit einer Truppe absteigt, mit der man sicher die Klasse halten muss – mit dem damals geplant höchsten Lizenzspieleretat unserer Geschichte. Aber mit dem Geld ist es eben wie mit dem Zement – es kommt drauf an, was man daraus macht. ;-)
Der Klassenerhalt, nur das zählt für mich. Und danach wünsche ich Armin Veh für seine berufliche Zukunft alle Gute.
der klassenerhalt ist zwar noch nicht eingetütet, aber wir dürfen guter dinge sein. geld und zement – es kommt darauf an, was man daraus macht – großartig :-)
Ja, weg mit Realisten wie Veh, Funkel und Bruchhagen, wir sind schließlich die Stadt der unschlagbaren Großmäuler. Wir brauchen mehr Visionäre wie Ohms, Heynckes, Skibbe, Bye-Bye-Bayern-Toppi, vou name it. Der Verein der Fans der dicksten Eier sollte auch eine Führung mit solchen haben.
Komisch nur das uns die Realisten zwei mal in den EC geführt haben und die Schaumschläger an den Abgrund des Lizenzentzugs.
Aber was weiß ich schon. Ich überlasse den Fußball lieber den Erfolgsfans, die schon seit Monaten den Trainer wieder weg haben wollten. Freut euch halt alle.
namen sind schall und rauch – vor allem bei kommentaren, die augenscheinlich nichts mit meinen texten zu schaffen haben.
Ach, Beve, bei Dir fühle ich mit meinem Gefühlsleben doch noch am besten aufgehoben. Das in diesen anderen „sozialen Medien“ hat mit mir und wie ich mein Leben mit der Eintracht empfinde immer weniger zu tun. Dort haben Menschen großen Mitteilungsbedarf, die mir so vollkommen fremd sind und deren Anliegen mir fremd sind, wo ich noch nicht Mal sicher bin, dass wir über den selben Fußballverein sprechen. Gut, man könnte ja meinen, im Diskurs da etwas gemeinsames auszuarbeiten. Diese Menschen sind mir aber so etwas von unsympathisch und missgünstig, dass ich es vorziehe, sie mit ihrer Meinung allein zu lassen. Wir beide verstehen uns.
letzteres auf jeden fall. ich bin da ja ganz froh, dass ich soziale netzwerke meide, auch wenn dadurch mangelnde aufmerksamkeit verbunden ist. aber was zuviel ist, ist zuviel.
Herr Schuh !!! Wie wahre Worte. Schön Beve Dich auch mal nach einem Heimspiel zu lesen.
war ja auch wie gegen porto hochspeziell :-)
Ich hoffe dass ich schusch nicht sein letztes paradies jetzt mit meinem Kommentar vermiese.
Mir gefällt der Vergleich mit den beiden Autos. Aber ist es nicht so, dass wenn der Maserati mit seinem Biturboladern liegen bleibt, und die Giulia gerade vorbeifährt, ein Hubschrauber landet, der einen Ersatzmaserati im Schlepp hat.
Armin Veh wird eine eigene Sichtweise der Dinge in der Liga haben. Ich denke auch dass ihm der Standort Frankfurt mit allem drum herum auch ganz gut gefällt. Aber wenn seine Sichtweise nicht von seinem Arbeitgeber geteilt wird, beneide ich diesen Mann fast darum, dass er sich nicht beugen muss. Ober er Recht hat mit seiner Art die dinge zu sehen, kann ich nicht beurteilen. Aber ich denke auch dass ihm diese Freiheit viele neiden, die nicht so handeln können. so oder so, Entschuldigung Schusch.
Caligula
klar, unbeugsamkeit ist ein ding. wobei es nicht um armin veh geht, sondern um die eintracht. bin gespannt, wo er landet.
Ei, Beve – du schreibst ja wie gedopt. Schön :)
Ich finde es (auch mit Blick auf die Mannschaft) nicht sehr fein von Armin Veh, seinen Abschied mit fehlender Perspektive zu begründen. Er wird wissen, warum. Ich lasse mich nicht gerne klein reden. Bin vollkommen deiner Meinung, dass es auch zu den Aufgaben eines Trainers gehört, Perspektiven mit der Mannschaft zu entwickeln, statt sich beleidigt von dem einen oder anderen Spieler abzuwenden, der seine Erwartungen nicht erfüllt hat. Wie auch immer: Ich freu mich auf den Neuanfang. Und die letzten Minuten im Spiel gegen den VFB – wow :)
genau, ich lasse mich nicht gerne klein reden – aber auch micht größer aufpumpen, als wir sind, er wird wissen, was er macht. wir dürfen gespannt sein, wie es weitergeht. hoffentlich wie gedopt :-)
Bin ich der einzige der glaubt zu verstehen was Tutnixzursache sagen will? Veh ist/war ein zweischneidiges Schwert, momentan bin ich froh daß er nicht verlängert. Habe mich die letzte Zeit (eine lange Zeit) zu sehr über ihn uffgerescht.
Sympathisch ist er trotz allem irgendwie, trotz Mutti, aber das bringt die Eintracht eben nicht weiter, es gibt keine Punkte für den künstlerischen Ausdruck im Fußball.
Vielleicht hat er auch durch seine unkonventionelle, humorvolle und kompetent wirkende Art des Auftretens gewisse, wesentliche, Defizite überdeckt.
Scheiß drauf, die Diva lebt!
ich weiß jetzt nicht so genau, ob ich laut tnx realist oder schaumschläger bin. letztlich war es unter veh nicht sie schlechteste zeit – und perspektiven haben wir, wir sind schließlich die eintracht!
Ich frage mich ja ob du den Beitrag auch so falsch verstehen würdest wen Ich den nicht unter anderem Namen geschrieben hätte. War ein kleines Experiment ;-)
Von dir hab ich nämlich überhaupt nicht geredet. Nur allgemein gerantet wie mir dieses ewige Gemecker und die Grossmannsucht auf die Nüsse geht. Jetzt kommen schon welche aus den Löchern die aus Momentaufnahmen heraus argumentieren sogar Augsburg hätte uns schon überholt. *facepalm*
Aber ich halt schon mein Maul, hab eh keine Ahnung von Fußball und auch nur noch schwindendes Interesse an dieser Veranstaltung. Zu müde.
ah, schelm. aber wenn in meinem blog etwas steht, beziehe ich die kommentare natürlich darauf, als replik auf meinen text oder auf einen kommentar. nachvollziehbar, dass es da draußen schwachköpp gibt – aber auch n haufen guter leute. und der fußball, bzw die eintracht in diesem jahr war schon sehr speziell, ich habs genossen. dieses europa. aber ich würde es begrüßen, wenn du nicht still sein würdest – in den ansichten liegen wir oft nicht weit auseinander.
Ja, vielen Dank und beste Wünsche Armin Veh, aber auch nicht jeder gute Trainer wird zum Jupp oder Pep, wenn er den Verein wechselt.