Da liegt es nun, das epochale Werk von Uli Matheja betitelt Unsere Eintracht, und es erzählt auf knapp 420 Seiten die wechselvolle Geschichte der Frankfurter Eintracht von den Anfängen im 19. Jahrhundert bis heute. Wurde schon der Vorgänger Schlappekicker und Himmelsstürmer, der 1998 erstmals erschien, gemeinhin als Bibel bezeichnet, so werden wir mit dem neuen Werk mit bislang unbekannten Maßstäben konfrontiert. Nun liegt erstmalig eine CD bei, die nicht nur das Spieler-ABC bereit hält, sondern zudem zu jedem Spiel der Historie die Mannschaftsaufstellung und die Ergebnisse nebst Torschützen anbietet – soweit bekannt; und Uli Matheja ist vieles bekannt. Nicht bekannt ist jedoch der Torschütze des ersten Oberliga-Heimspieles nach dem Zweiten Weltkrieg als die Eintracht am Rosegger-Platz im November 1945 gegen den 1. FC Nürnberg beim 1:4 immerhin eine Halbzeit mithalten konnte; falls Opa das Spiel gesehen hat und sich ganz genau erinnert, dann sagt kurz Bescheid.
Nach der großartigen Arbeit von Frank Gotta, dessen Eintracht-Archiv in den letzten Jahren (nicht nur) für den historisch interessierten Statistiker die erste Anlaufstelle war (sogar Spielberichte zu Hunderten von Spielen finden sich hier), bündelt Uli Mathjea die statistischen Daten nun erstmals auf einem PDF-File. Was war das noch vor wenigen Jahren eine Arbeit, Infos zu vergangenen Mannschaften oder Spielen zu erhalten; die Kicker Sonderhefte wurden von Fans genau so durchgeblättert wie von Journalisten – heute werden uns diese Daten auf dem Silbertablett serviert. Doch nicht nur die Spiele der ersten Mannschaft sind gelistet, auf der CD finden sich Daten zu den Jugendspielen, zur Amateurmannschaft und sogar zu den Fußballfrauen, eine Abteilung, die erst 2004 ins Leben gerufen wurde.
Unsere Eintracht ist nicht nur Titel des Buches, sondern auch Programm. Auf den ersten und letzten Seiten sind alle Mitglieder der Eintracht namentlich benannt – und zwischendrin finden sich all diejenigen, welche die Eintracht in den vergangen 112 Jahren geprägt haben. Zu jeder Saison finden sich Einzelheiten, Verlauf und Anekdoten nebst wunderschönen Scans und Bilder von allem, was dazu gehört.
Dazu gehören in der Geschichte der Eintracht unfassbare Niederlagen, dies begann beileibe nicht an der Ostsee vor bald zwanzig Jahren, schon 1924 ließ sich die Eintracht in den letzten Saisonspielen die Butter vom Brot der Bezirksliga nehmen lassen – durch ein Nachholspiel beim SC Bürgel. Beim 0:2 verspielte die Eintracht die letzte Chance, mit dem Tabellenführer FSV gleichzuziehen und ein Entscheidungsspiel zu erzwingen. Zum Rückspiel traten die Adler erst gar nicht an.
Zu jeder Saison wird ein Spieler zur Legende gekürt, mit Ausnahme der Zeit vor 1899, als die Historie des Fußballs im Grund mit Rugby begann. Schon 1878 kickte eine Concordia in den Farben schwarz und rot das Ei; dieser Verein aber hatte mit der Eintracht nichts zu tun; schon eher der erste Fußballverein Frankfurts, die Germania 94, aus welcher der Frankfurter Fußballclub Victoria hervor ging. Große Verdienste erwarb sich im Rahmen der Etablierung des Fußballs in Deutschland Walther Bensemann, der etliche Vereine in Süddeutschland gründete und zudem auch das Kicker Sportmagazin, damals der Kicker. Bensemann war 1899 maßgeblich an der Gründung der Frankfurter Kickers beteiligt, neben der Victoria der zweite Vorgängerverein der Eintracht und Bensemann war auch an der Gründung des DFB im Jahr 1900 beteiligt – und wurde von Matheja völlig zurecht als Legende geadelt. Ihm folgt in der ersten Saison der Victoria der Urvater der Eintracht, Albert Pohlenk. Bislang letzte Legende wurde Benjamin Köhler in der Saison 2010/11 über die wir besser den Mantel des Schweigens legen. Dazwischen tummeln sich Namen wie Wilhelm Gmelin, den Besucher des Eintracht Museums als Torhüter des Bildes von 1920 kennen, Karl Ehmer, bis heute bester Torschütze der Eintracht in Pflichtspielen, Adolf Bechtold, der Charly Körbel der Oberligajahre, Egon Loy, der Panther im Tor der Meistermannschaft, Richard Kress, der Mann, der als Ältester in der Bundesliga debütierte, Jürgen Grabowski – Mister Eintracht höchstpersönlich, Bernd Nickel – der von allen vier Ecken des Waldstadions ins Tor traf, Tony Yeboah, der im Trikot von Saarbrücken die Eintracht beinahe in die zweite Liga geschossen hatte oder Oka Nikolov, der Rekordtorhüter der Eintracht geworden ist und gerade dabei ist, seinen Rekord auszubauen. Natürlich fehlen auch alle anderen nicht (bis auf Christoph Preuß vielleicht, der es nicht als Legende geschafft hat) und wir erfahren sogar, wer bei den Amateuren die meisten Einsätze absolviert hat. Lange hieß der Gute und er spielte von 1974 – 1982 in 204 Spielen für die Eintracht. An fünfter Stelle steht übrigens Michael „Öri“ Gabriel, der nicht nur gemeinsam mit Jürgen Klopp die C2 der Eintracht trainiert hat, sondern heute als Leiter der KOS Faninteressen auf höchster Ebene vertritt.
Die Geschichte der Stadien findet ebenso ihren Platz, wie die Historie des Museums und natürlich finden sich auch die Fans der Eintracht wieder, die schon immer mit jeder Faser des Körpers mit ihrem Verein mit litten – und so manches Mal über die Stränge schlugen – auch dies ist keine Erfindung von heute.
Dies alles und viel viel mehr findet sich im jetzt schon legendären Werk Unsere Eintracht von Uli Matheja, erschienen im Werkstatt Verlag im November 2011. Kostenpunkt: 45 Euro – die sich lohnen.
Vorgestellt wird das Buch im Eintracht Museum am 17.11 ab 19:30 mit vielen interessanten Gästen und Zeitzeugen aus der langen Geschichte Unserer Eintracht.
hast du das buch mal gewogen? gefühlt ist es so schwer wie der la coruna pokal :-)
Wow. Das klingt fantastisch.
Habbe will!
@Pia
Das Buch kann man nicht mal so zum Einschlafen lesen, wenn dir das ins Gesicht fällt bricht es einem die Nase. :-)
noch schwerer wiegt allerdings das 2:7 beim vfb mühlburg anno 51 :-)
Danke für den Hinweiß – Buch sofort bestellt..lechz ;-)
Ein „muss-ich-haben“-Buch. Und eine große & lange Geschichte wiegt eben etwas. Das nimmt man mal nicht so nebenbei mit. Da muss man eintauchen. Danke, Beve!
Viele Grüße & weiterhin sichere Straßen, Fritsch.