Auf dem Galgenberg hängen Leichen im Wind
und niemand weiß, wer die Leichen hier sind.
Der Vogel des Todes singt blechern sein Lied
und darüber thront Gott wohl, der alles hier sieht.
Am ersten Baum hängt ein Mädchen am Strick,
und es scheint, als lache das Mädchen vor Glück,
und es lacht immerzu, und es schaukelt im Wind,
doch es hat keine Augen – wer ist dieses Kind? –
das soviel gesehen seit ewiger Zeit.
Sagt: Ist dies nicht die Unschuldigkeit?
Die zweite Leich’, die im Winterwind weht
ist die Sehnsucht im Herz, die niemand versteht;
Sehnsucht, die allein sich im Träumen gefällt,
doch die nächste Leich’ ist der Traum von der Welt.
Und die vierte Leiche, das Knochengerüst,
nichts anderes, als die Liebe dann ist.
Auf dem Galgenberg …
Die fünfte Leich ward einst Hoffnung genannt,
doch die Zeit hat das Leben aus ihr gebrannt.
Im Winde daneben verweht hager und kahl
noch ein weiterer Leichnam, auch er ohne Wahl,
ja es ist die Zeit selbst, die langsam verdirbt,
und wer hätt’ gedacht, daß die Zeit jemals stirbt.
Auf dem Galgenberg …
Die Nacht zieht herauf – der Abend wird kalt
und sieben Leichen hängen im Wald.
Bleibt noch ein einziger Leichnam am End’,
ein Leichnam, den hier ein jeder wohl kennt.
Auf dem Galgenberg, da scheint die Sonne so rot,
der letzte Leichnam, das ist der Tod.
Auf dem Galgenberg hängen Leichen im Wind
und jeder weiß nun, wer die Leichen hier sind.
Der Vogel des Todes singt blechern sein Lied
und darüber thront Gott wohl, der alles hier sieht.
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