Die feinen Sandkörner der Zeit rinnen unbarmherzig durch die zittrigen Finger und wir wandeln uns, ob wir wollen oder nicht – solange bis wir selbst eines Tages nur noch Erinnerungen in den Köpfen anderer sind – im besten Falle. Ich erinnere mich noch gut daran, als wir das erste Mal in Korfu mit dem Mietwagen die Küstenstraße Richtung Lefkimmi gefahren sind – und mich wunderte, dass die kleinen Strände zwischen Benitses und Messongi unmittelbar an der viel befahrenen Straße liegen, dahinter wachsen die teils größeren Hotels ins felsigwaldige Hinterland. Sechs Jahre ist das her, die Eintracht hatte im Mai 2018 erstmals seit 30 Jahren einen großen Titel gewonnen.

Gut, dass wir unsere Unterkunft nicht an der Küstenstraße hatten, sondern an der Westküste zwischen einem kleinem Ort und einem feinen Sandstrand, jeweils rund einen Kilometer zu Fuß entfernt. Die ersten Jahre sind wir meist an den Strand gefahren, die letzten beiden oft gelaufen. Einer der beiden Wege führt durch einen kleinen Olivenhain, vorbei an einigen Unterkünften in denen die Anzahl der Touristen überschaubar ist. Kleine weiße Mietwagen parken auf der Zufahrtstraße zum Meer, einzig einige Rumänen oder Bulgaren sind mit dem eigenen PKW unterwegs, du siehst auch vereinzelt deutsche Kennzeichen an den Fahrzeugen, die aber oft Griechen gehören, die in Deutschland arbeiten und ihren Sommerurlaub in der alten Heimat verbringen.

Am Strand selbst warten einige wenige Tavernen auf Sommergäste, am Wochenende ist ganz gut Betrieb, ansonsten hast du, sobald du die Liegen und Sonnenschirme, die für 10 Euro am Tag vermietet werden, hinter dir gelassen, hast meist deine Ruhe – oftmals liegen 50 Meter zwischen den einzelnen sich sonnenden Urlaubern. Kleine, im Sand steckende, Schirme schützen sie vor der Sonne, sie sind, wenn wir nachmittags kommen, nicht mehr nötig.

Die ersten Tage sind heiß und trocken, seit Mai hat es hier nicht mehr geregnet. Dies wird sich erst nach einer Woche ändern. Nach einem Besuch in Korfu Stadt beginnt es heftigst zu schütten, als es aufhört, stoppen wir kurz an einer Taverne, um zu fotografieren – anschließend springt der Mietwagen nicht mehr an. Nach zwei Stunden und etlichen Telefonaten nehmen wir uns ein Taxi nach Hause und lassen das Auto vorerst stehen.

In der folgenden Nacht fegt ein Unwetter über die Insel, es blitzt und donnert als sei es der letzte Tag. Fortan zeigt sich das Wetter durchwachsener, es regnet immer wieder und es bleibt kühler. Den Strand hat gelitten, auch hier finden sich jetzt, wie sonst am Wegesrand, Unmengen an Müll. Pia beginnt, Plastikflaschen einzusammeln, am Ende landen fünf große Tüten im Müll. Die ob der sommerlichen Trockenheit kümmerlichen Oliven nehmen den Wetterumschwung und vor allem den Regen dankbar an.

Unser Mietwagen bekommt eine neue Batterie spendiert und verrichtet fortan klaglos seine Dienste, wir besuchen verschiedene winzige Ortschaften an der Westküste, freuen uns über den Sonnenuntergang am winzigen Hafen wie über den Museumsrundgang in Chlomos und werden am letzten Abend sowohl von unseren Gastgebern als auch der Wirtin von der Taverne am Strand herzlich. verabschiedet. Auch die letzte bange Frage – springt der Micra auch am Abfahrtsmorgen in aller Herrgottsfrühe an? – wird positiv beantwortet. Kaum gelandet, geht es nach Hause. Was bleibt, sind Bilder und Geschichten, solange wir die Fähigkeit haben, zu erinnern. Und vielleicht sogar darüber hinaus.