Nach 2022, als wir kurzerhand Flüge nach Faro statt Sevilla buchten und uns in Fuseta einmieteten – ein Zimmer hatten wir ja schon in Sevilla belegt – und als Europacup-Sieger an die Algarve zurückkehrten, machen wir uns im Mai 2024 erneut an die Ost-Algarve auf. Fliegen nach Faro, nehmen den Bus in die Stadt, trinken den ersten Galao am Bahnhof und rollen mit der Bahn nach Fuseta-A.

Nur wenige Meter vom Bahnhof entfernt liegt unsere Unterkunft, ein Zimmer in einer Wohung mit drei weiteren vermieteten Räumen sowie zu zweit geteiltem Bad, geräumigem Wohnzimmer, Küche, Terrasse. Auch eine Dachterasse mit Blick über die Ria Formosa und den dahinterliegenden Atlantik gehört dazu. Für unsere Zwecke völlig ausreichend. Wenn du eine Woche in einer Unterkunft bist, steht und fällt der Aufenthalt immer so ein bisschen mit dem Verhalten der anderen Gäste. Die ersten Tage waren super, ein älteres irisches Pärchen sowie zwei lebenlustige italienische Holländer lebten fröhlich mit uns, einzig das französische Paar, das später einzog, war ein wenig sprachlos – jedoch auch unter sich.  Aber alle hatten genügend Raum, um außerhalb des eigenen Zimmers eine schöne Ecke zum Chillen zu finden – alleine die Dachterrasse war Gold wert. Letztes Mal hatten wir ein geräumiges Hotelzimmer in einem der wenigen Hotels gebucht – und ich muss sagen, ich würde eher die jetztige Unterkunft wieder buchen. Zumal sie einiges günstiger ist.

In Fuseta geht das Leben seinen ruhigen Gang, zumindest im Mai. In den Cafés am Platz mengen sich Locals und Touristen, die meisten leben entweder am großen Campingplatz nah des Strandes der Ria, oder kommen für wenige Tage, um auf den Spuren Losts zu wandeln – jenem autistischen Kommissar, dessen Geschichten der deutsche Autor Gil Ribeiro vor Ort spielen lässt. Natürlich hat sich seither einiges verändert – es gibt mehr Unterkünfte und an vielen Häuser hängt ein Schild Vende-se – zu verkaufen. Am Strand wurden in sogenannter bester Lage ein Reihe Häuser hingesetzt, steril und teuer, die wohl nur an wenigen Tagen im Jahr von Deutschen oder Holländer bewohnt werden und ansonsten den Blick trüben. Weiter oben im Dorf sitzen die Alten in Plastikstühlen vor kleinen Altersheimen, finanziert von portugiesischen Auswanderern, die ihr Glück im Ausland gemacht hatten. Am Kanal führt eine Straße runter zum Strand. Hinter der Markthalle haben Restaurants ihre tischgroßen Grills aufgebaut und grillen abends Lachs um Dorade um Garnele. Weiter unten reihen sich die kleinen Fischerhäuschen Seit an Seit, einige Cafés bieten kleine Speisen und ein Bierchen dazu, die bunten Boote schaukeln im Kanal. Wir treiben durch die Zeit, essen hier ein paar Krabbentaschen, trinken dort einen Bica und holen tief Luft. Am Strand sausen Kite-Surfer durch die Luft. Weiter hinten trotzt das alte gelbe Stelzenhaus noch der Zeit. Die Austern warten salzwasserumspült auf ihre Heimkehr nach Frankreich. Ihre Kindergartenzeit verbringen sie hier in Portugal.

Fuseta liegt eingebettet in den Salinen der Ria Formosa, in denen Flamingos in größeren Gruppen einbeinig im Wasser stehen und an guten Tagen über uns hinweg ziehen, ein Radweg führt von Olaho über Fuseta nach Tavira. Nach Tavira wirst du hie und da gut durchgerüttelt. Nach Olaho ist er durch Schäden derzeit nicht durchgehend nutzbar. In allen drei Orten bringen dich Linienfähren wie Wassertaxis an die vorgelagerten Inseln der Lagune – erst dahiner beginnt das Meer. Tavira ist ein kleines Städtchen, wie gemalt für Touristen, die sich zuweilen auf die Füße treten, Olhao scheint trotz pittoresker Fußgängerzone ein wenig rauer.

In Fuseta ruft es in einer der Gassen: Pia, Beve. Gibts doch gar nicht, wir treffen Lisa und Patrick aus Frankfurt. Gemeinsam waren wir 2018 in Zypern und haben auch schon in Bornheim das ein oder andere Schöppchen getrunken. Kleine Welt, zwei Tage später liegen wir gemeinsam am Atlantik – bis uns die Flut vom Sand spült. Die warmen Tage vergehen wie im Flug, am letzten Abend erleben wir eine kleine aber erhabene Prozession durch den Ort, eine bettlägerige Frau wird ans offene Fenster geschoben, um teilnehmen zu können. Mit Kerzen in der Hand und einer Heiligen vorneweg ziehen die Menschen bis hin zur Kirche, ein würdiger Abschluss. Abends sitzen wir auf der Dachterrasse, blicken über die Dächer Fusetas aufs Meer und wissen, wir werden wieder kommen. Wenn uns die Zeit lässt. Waren das da oben nicht gerade Flamingos? Glaube schon …