Es waren anstrengende Wochen diesen Sommer, die Arbeit am Eintracht-Buch, welches ich für den Werkstatt Verlag machen durfte, hat mich neben anderen Dingen extrem beschäftigt – und mich ob der Kürze der Zeit durchaus an Grenzen gebracht. Entspannung brachten nur die paar Tage in Helsinki während der Trip nach Marseille jetzt nicht gerade Urlaub war – und genau dies schien mir für mein mentales und physisches Wohlbefinden dringend geraten. Urlaub. Erholung. Ruhe.
Doch wohin? Asien war für 14 Tage zu weit, die Unterkünfte in Portugal so teuer wie guter Rat, zumal ich diesmal keine Lust auf Abenteuer und Eventualitäten hatte, sondern schlicht meine Ruhe haben wollte. Da wir vor vier Jahren schon einmal auf Korfu eine gute Zeit verbrachten und unsere Umgebung im Süden der Insel genau unseren Anforderungen entsprach (Ruhe, Natur, Meer, wenige Menschen), buchten wir kurzentschlossen 13 Tage in der alten Unterkunft samt Flug – für einen Preis, der dich auch mit dem Tagesflieger der Eintracht für 24 Stunden zu einem europäischen Auswärtsspiel bringt. Doch so richtig freuen konnte ich mich vorerst noch nicht auf die Reise, ich war einfach zu gestresst, außerdem stand noch das Problem mit dem Mietwagen im Raum. Diese sind zur Zeit vor Ort ziemlich teuer – ergo verschoben wir die Entscheidung bis zum letzten Moment. Im Flugpreis war zwar der Shuttle vom Airport zur Unterkunft und retour mit drin, doch unser Appartement liegt ziemlich abgelegen. Den einen Kilometer bis zur nächsten kleinen Ortschaft würden wir zu Fuß ebenso schaffen, wie den zwanzigminütigen Weg durch Olivenhaine zum sich über 2000 Meter hinziehenden und nahezu menschenleeren Sandstrand, hinter dem die Hügel der grünen Insel in die Höhe wachsen. Doch ein bisschen Unterwegssein wäre schon schön, zumal der hiesige Bus uns im einige Kilometer entfernten Perivoli ausspucken würde. Eigentlich brauchst du mindestens einen 125 ccm Roller oder ein kleines Auto – und da die Tendenz auch Regen versprach, neigten wir zur Anmietung eines Autos.
Am Tag vor dem Abflug checkte ich noch einmal die Angebote – und fand tatsächlich eines, das trotz guter Versicherung gute 200 Euro günstiger lag, als der Durchschnitt – und im Buchungsprozess nochmal 20 Euro Rabatt bot. Also buchte ich den Wagen für fast die gesamte Reisedauer, nur für die Rückgabe wählte ich den Tag vor dem Abflug: da unser Flieger um kurz vor halb zehn abheben sollte, schien mir die Abgabe in aller Herrgottsfrühe eingedenk der 60 Minuten Fahrt nach Korfu-Stadt und den derzeitigen chaotischen Zuständen rund um die Fliegerei doch zu heikel. Da man ja auch immer mal liest, dass es bei nicht rechtzeitiger Abholung zu Problemen kommen kann, wählte ich die Abholzeit weise anderthalb Stunden nach geplanter Ankunft – ein Shuttle sollte uns vom Airport zum Auto bringen. Kaum hatte ich die Buchung abgeschickt, stellte ich fest, dass ich in meiner Mailadresse einen Buchstaben vergessen hatte – und folglich keine Bestätigung samt Unterlagen erhalten konnte. Ein Anruf vor Ort brachte ein „Don’t worry“, aber keine Unterlagen. Meine Nerven lagen blank. Gott sei Dank behielt Pia die ihrigen – und übernahm meinen eigentlichen Part der Zuversicht.
Nachts um halb drei brachte uns Nick, Pias Jüngster zum Flughafen, zwei Stunden vor Abflug trudelten wir ein. In Halle B trafen wir auf eine endlose Menschenschlange, doch der Condor-Schalter lag in Halle C . Kaum wollten wir nach vorne marschieren, stellten wir fest, dass alle in Halle B das gleiche Ziel hatten. Den Condor-Counter in C. Ach du Scheiße. Wir stellten uns an und wussten jetzt schon, das kann nicht gut gehen. Zeitweilig fertigte eine einzige Mitarbeiterin die Leute ab. Hunderte warteten darauf. Die Dame am Condor-Informations-Stand hielt sich für nicht zuständig – weitere Infos gab es nicht. Und alle Wartenden sollten zu unterschiedlichen Zielen mehr oder weniger zur gleichen Zeit abheben – solche Zustände hatten wir noch nicht einmal beim Fußball erlebt – und das will was heißen.
Durch glückliche Fügungen konnten wir zweimal unsere Ausgangsposition verbessern, doch es blieb vorerst dabei: Massen vor uns und mittlerweile auch Massen hinter uns, wir schoben uns Zentimeter für Zentimeter vor, übten uns in Galgenhumor, sahen vor dem geistigen Auge unseren Mietwagen fröhlich mit einem glücklichen Pärchen aber ohne uns über die Insel sausen und uns abends in der Gartenwirtschaft in Frankfurt-Bornheim. Als wir knappe zwei Stunden später in Sichtweite des Schalters kamen, sprach eine wartende Passagierin die schlauen Worte: „Naja, solange wir das Gepäck aufgeben können, ist der Flieger noch da.“ Wir gaben unser Gepäck auf. Genau zu der Zeit, als der Flieger eigentlich abheben sollte. Die Sicherheitskontrolle und das Boarding ging ebenso flott, wie der Transfer zum Flugzeug. Dann hieß es wieder warten – wir waren beileibe nicht die letzten. Der Pilot hielt eine launige Ansprache, dass noch 22 Passagiere fehlen würde, doch auch diese kamen eines Tages und mit 100-minütiger Verspätung hoben wir endlich ab. Korfu, wir kommen. Und wir landeten tatsächlich eine Viertelstunde vor der vereinbarten Mietwagenabholung.
Am Flughafen in Korfu wartete tatsächlich unser Shuttle zur Abholstation, mit zwei Schwäbinnen wurden wir zum nur wenige Hundert Meter entfernten wenig pittoresken Parkplatz kutschiert, erledigten die Formalitäten, fotografierten den Wagen samt Kilometer- und Tachostand. 65.000 gefahrene Kilometer wies dieser aus, die alle mit den gleichen Reifen absolviert wurden und eine neue Kupplung verdient hätte – ein weißer Nissan Micra, der seltsame Geräusche von sich gab, als wir losrollten – aber ansonsten manierlich schnurrte. Kurz quälten wir uns bei Sonnenschein durch Korfu-Stadt, dann ging es mit offenem Fenster auf die Küstenstraße Richtung Süden. Unser Ziel lag 35 Kilometer und eine gute Fahrstunde entfernt an der Westküste. Wir sausten durch Benitses, einem Urlaubsort an der Küste, neben der Straße die Hotels und Souvenirbuden, hinter der Straße der schmale Strand. Urlauber warteten an der Bushaltestelle oder schlurften in Flipflops die vielbefahrene Hauptstraße entlang. Das Meer lachte uns an, im Himmel schwebten die nächsten Flieger ein. Zwischen Moraitika und Mesongi verließen wir die Ostküste und tuckerten durch kleine Ortschaften, bis wir unseren Weiler erreichten. Ältere Korfioten saßen vor dem Café und beschwatzten den Tag, wenige Meter dahinter hielten wir an, besorgten uns im liebevoll eingerichteten Minimarkt, der seinen Namen auch wirklich verdient, Honig und Joghurt, Wasser und Antistechmücken-Spiralen, tranken eine eiskalte Cola und rollten anschließend Richtung Strand. Auf halben Weg lag unsere Unterkunft, ein Haus mit vielen Balkonen, sieben Zimmern inmitten eines Grüns – trotz der Tatsache, dass es ein halbes Jahr so gut wie nicht geregnet hatte. Vassilis begrüßte uns herzlich, erkannte uns aber wie Georgia nicht wirklich wieder, und führte uns ins obere Stockwerk. Diesmal hatten wir sogar ein Appartement mit zwei Räumen und Balkonen. Einen an der Straße mit Blick über die Straße in waldiges Grün, der andere mit Gartenblick, dort, wo sich die Katzen tummeln. Das Motto des Hauses teilte uns Vassilis wie schon beim letzten Mal grinsend mit: Hier verboten Stress. Verboten Problem. So soll es sein. Wir luden unser Gepäck aus und stellten den Micra auf den kleinen Parkplatz auf die andere Straßenseite, bewacht von Olivenbäumen, die in der Sonne silbrig glänzten. Anschließend verstauten wir unsere Habseligkeiten, brühten einen Tee auf, setzten uns rauchend auf den Balkon und ließen den Blick in die grünen Hügel der Insel rund um uns schweifen. In der Ferne bellte ein Hund.
Friedlich und warm der Empfang, die Sonne lachte über uns, brannte aber nicht den Pelz weg. Wir warfen den Micra an und fuhren los, bogen nach ein paar Metern links ab und holperten durch einen Olivenhain an kleinen Appartementhäuschen vorbei Richtung Strand. Die Sonne zeigte auf frühen Nachmittag, das Ionische Meer wellte sacht vor sich hin. Wir parkten den Micra an der letzten Ausbuchtung vor den sandigen Felsen, und spazierten mit den Füßen im Wasser durch die anrollenden Wellchen bis hinter zum Secret Paradise Beach. Drei Sonnenschirmchen steckten im Sand und spendeten Schatten, der ob der wehenden Brise nicht von Nöten war. Wir breiteten unsere Sarongs aus, beschwerten sie an den Ecken mit flachen Steinen. Alsbald trieb ich im Meer und blickte auf die steil nach oben ragende Küste. Kaum zu glauben, dass ich keine 24 Stunden zuvor fast an der Mietwagenbuchung verzweifelt war. Später glänzte ein kühles Glas Weißwein in die Sonne. Wir saßen in der kleinen Bar, zu der ein sandiger Weg versetzt mit Steinchen nach oben führte, das Geländer aus Treibholz gefertigt und schauten aufs weite Meer.
So gingen die Tage dahin, das Abschalten fiel mir nicht ganz so leicht wie sonst, wohl auch, da ich noch letzte Arbeiten am Eintracht-Buch vornehmen musste, das dieser Tage in Druck ging. Flo und Pia unterstützten mich dankenswerter Weise nach Kräften. Immerhin hatte ich es geschafft, nach dreißig Jahren endlich Jose Samaragos Hoffnung im Alentejo in Angriff zu nehmen, ein Werk, an dem ich bislang immer gescheitert bin; an der generationsübergreifenden Geschichte einer bettelarmen portugiesischen Landarbeiter- und Tagelöhnerfamilie vor der Nelkenrevolution. Die Schilderung der harten Lebensbedingungen im Hinterland der Algarve, die Anklage gegen die Landbesitzer, die Ausbeutung der Menschen, die Niederschlagung zaghaften Aufbegehrens ist schon harter Stoff, doch lohnenswert, so du dich durch die Passagen mit nur wenigen Absätzen gekämpft hast und den Spott als solchen erkennst.
Tagsüber rollten wir mit dem Micra durch den Süden Korfus, stellten die Kiste irgendwo ab und spazierten durch Lefkimmi nahe der Küste oder nach Chlomos oben in den Bergen, tranken Kaffee und blickten aufs Meer. Falls ihr mal in der Nähe seid: Lasst Kavos links liegen, der einzige Ort, der an einen Rummelplatz mit Disco und Quadverleih erinnert. Seht lieber zu, dass ihr einen leicht schweißtreibenden Spaziergang zur verfallenen Klosterruine Panagia macht und euch dann zum Strand Arkoudilas durchschlagt. Abends saßen wir meist bei Moussaka und Souvlaki in der Taverne Julia mit zauberhaftem Blick auf das Lichtspiel des Sonnenuntergangs und beendeten die Tage auf dem Balkon, untermalt von Ana Moura, Black Swan Lane , Cesaria Evora oder The War On Drugs. Noch in der ersten Woche spazierten wir am recht einsamen Strand entlang als es plötzlich „Beve“ rief. Ich drehte mich um – und traf auf Manuel, den ich seit 20 Jahren lose von der Eintracht her kannte. Er war auch in Marseille und urlaubte hier mit seiner Frau Julia, die mir auch nicht gänzlich unbekannt war, immerhin sind wir für den gleichen Verein tätig – und beide hatten ein Appartement im gleichen Haus wie wir. Du kannst machen, was du willst, der Eintracht entkommst du nicht. Wir verbrachten schöne Stunden zusammen, spazierten von der Bar in den Felsen hinein in den Sunset und aßen in zuweilen in der Taverne Julia zu Abend, deren freundliche Bedienung gar nicht Julia, sondern Stella heißt und den Schalk im Nacken hat. In der Ferne funkelten die Nachtlichter der Insel Paxos.
Als Manuel und Julia (dessen Frau und nicht die Taverne) abreisten, trauerte das Wetter und es regnete. Doch nicht wirklich tragisch und nicht lange, wir fuhren in das Naturschutzgebiet zum Lake Korrision, und die weißen Punkte im See waren keine Bojen, sondern … Flamingos. Pia konnte ihr Glück kaum fassen. Am Kanal weiter hinten, der den See mit dem Meer verbindet, hat ein Jemand einen Sessel auf die Felsen gebunden. Ein schöner Platz zum Verweilen. Hie und da stand ein Wohnmobil in den Dünen, das gehört da eigentlich gar nicht hin. Auf dem Parkplatz am Rand musst du dein Auto inmitten all der weißen Mietwagen suchen. Alle Mietautos auf der Insel sind weiß und klein, das macht die Sache trotz der Nebensaison nicht einfacher, doch wir hatten Glück und entdeckten immer das richtige Auto . Hinten bei Prasoudi oder Paramonias hat es schöne Wellen, allein die Taverne Sunset ist weniger zu empfehlen. Zumindest die Fischsuppe. Die war ein Elend. Fischsuppe ohne Fisch ist länderübergreifend eher selten, solltest du so etwas suchen, hier wirst du fündig.
An der Ostküste, die an manchen Stellen nur einen Katzensprung von der Westküste entfernt liegt, ist das Wasser seichter – dafür kannst du nach Albanien oder aufs griechische Festland schauen und prima gegrillte Garides oder Nudeln mit Meeresfrüchten essen oder an der kleinen Küstenstraße direkt am Meer von Bouraki bis nach Petriki und weiterfahren. Hölzerne Stege führen ins Meer, die Fischerboote können dort festmachen und treiben an manchen Stellen wie von leichter Hand gemalt im Wasser. Der Duft von gegrilltem Fisch zieht übers Land, die Griechen sind freundlich und die Pauschaltouristen seltsam angezogen. Manchmal siehst du Menschen und weißt, wie sie heißen. Das spricht nicht für sie.
Und dann bin ich doch angekommen, im Hier und Jetzt, plauderte mit Vassilis und Georgia in einer kruden Mischung aus deutsch, englisch und griechisch. Wir tranken Wein auf dem Balkon, spazierten durch das Olivenhainchen ans Meer und trieben auf der Straße wieder zurück. Wir aßen eine fabelhafte Pizza im Ort und fotografierten niedliche zerzauste Katzen. Als wir am vorletzten Abend wieder in der Taverne Julia aufschlagen wollten, war der Bruder Stellas gerade dabei, sie zu verschließen, so dass wir nebenan Essen gingen, Berge von Bifteki verschlangen und am letzten Tag Mittags unsere liebgewonnene Taverne aufsuchten (in der wir übrigens vor vier Jahren das Spiel gegen Marseille schauten) und erfuhren, dass die Kids wieder in die Schule mussten – und die Saison langsam zu Ende ging. Wir versprachen hoch und heilig, im nächsten Jahr wiederzukommen, bekamen einen Ouzo in die Hände gedrückt und verabschiedeten uns mit einem Tränchen im Auge. Mittlerweile hatten wir uns für die morgige Nacht eine Unterkunft nahe des Airports in Korfu-Stadt gebucht, so dass wir den Mietwagen in aller Ruhe abgeben und durch die Stadt schlendern können, ohne noch einmal ohne eigenes Auto in den Süden zurück zu müssen.
Und so kam es auch. Am nächsten Morgen packten wir unsere Siebensachen zusammen, warfen diese in den Micra, verabschiedeten uns auch von Vassilis und Georgia herzlich und bekamen sinngemäß zu hören. „Beim ersten Mal kommt ihr als Touristen, beim zweiten Mal als Freunde und ab dem dritten Mal als Familie.“ Ich glaube, wir werden uns Mühe geben, zur Familie zu gehören.
Ein letzter Blick, ein letzter Gruß und schon setzten wir uns wieder in Bewegung, stoppten kurz am Minimarkt, besorgten noch ein Glas Honig und winkten den alten Griechen beim Café ehe wir auf die Landstraße rollten und die Zeit hinter uns ließen. Der gleiche Weg, der uns hierher gebracht hatte, führte uns auch wieder zurück. Die Abgabe des Micras erwies sich als völlig unkompliziert, der Mitarbeiter lief einmal ums Auto und empfand Papierkram als unnötig, was uns zupass kam – und brachte uns noch in die nah gelegene Unterkunft unweit der Hauptstraße, des Stadions und auch des Flughafens. Das neugebaute Haus wirkte von außen eher seltsam deplatziert inmitten der Mietwagenverleiher und Baustellen, hatte aber innen alles, was man am letzten Urlaubstag braucht. Ein Bett, Aschenbecher und einen Wasserkocher nebst Dusche. Sogar eine Küchenzeile.
Wir warfen unseren Krempel aufs Bett und zogen am Busterminal vorbei zu Fuß in die Altstadt. Unmengen von Autos drängten in die Stadt, im Hochsommer scheint es ratsam, weit außerhalb zu parken – und jetzt auch. Wir spazierten über einen kleinen Markt, frische Fische lockten zum Kauf und trieben durch die engen Gassen. Ein Denkmal erinnert an Kostas Georgakis, ein gebürtiger Korfiote, der sich als Student in Genua 1970 aus Protest gegen die mörderische Diktatur von Georgios Papadopoulos in Brand setzte und verstarb. Weiter unten reiht sich Souvenirlädchen an Souvenirlädchen, Geschnitztes aus Olivenholz, Ledersandalen, Kumquats-Likör, Klamotten und Silberschmuck im Angebot, kaum bliebest du irgendwo stehen, trat meist eine junge Frau vor und betete ihren Text ebenso freundlich wie routiniert herunter und dort, wo niemand hervortrat kauften wir Ohringe, ein Kleid und ein Hemd. Mal blickten wir auf den alten Hafen dann wieder auf die alte Festung, hingen an einem Strändchen die Füße ins Wasser und betrachteten die Boote, die vor uns in den Wellen schaukelten. Der Trubel hielt sich in Grenzen, Juli/August aber ist hier die Hölle los. In einer Seitenstraße gönnten wir uns ein letztes Mahl, Roller knatterten an uns vorbei, dann ein letzter Blick aufs Meer, als wir am Ufer vorbei am pompösen Hotel Corfu Palace vorbei defilierten und uns in der anbrechenden Dunkelheit auf den Weg in die Unterkunft machten, der uns direkt am örtlichen Stadion vorbei führte. Unmittelbar dahinter erwächst der Flughafen, wahrscheinlich ist so mancher Ball schon auf der Landebahn gelandet.
Wir gönnten uns noch ein Bierchen auf dem Balkon, startende Flieger dröhnten über uns hinweg, dann sortierten wir final unseren Krempel, duschten und legten uns zur Ruhe, bzw dessen, was man angesichts der Flieger darunter versteht. Aber irgendwann schlummerten wir dann doch den Schlaf des Gerechten, ich vielleicht ein bisschen mehr als Pia – bis uns der Wecker melodisch den Tag ankündigte. Ein letzter Blick, ob auch nichts in der Bude verblieb, das besser nach Frankfurt gehört und schon marschierten wir wieder Richtung Terminal, das wir nach 15 Minuten über holprige Wege auch punktgenau erreichten. Dort angekommen, spuckten Busse Passagiere in rauen Mengen aus, es regnete ein bisschen, unsere Schalter zur Gepäckabgabe hatten noch nicht geöffnet und wir stellten uns vorsorglich und eingedenk der Erlebnisse in Frankfurt schon einmal an. Allerdings am falschen Schalter. Als wir den Irrtum bemerkten, war trotz des Gewusels noch nichts angebrannt. Auch am richtigen Counter waren wir mit die ersten – und nach ein paar Minuten begann die Abfertigung mit dem üblichen Geäuge wer wo wie versucht, die beste Position zu ergattern. Doch alles ging friedlich seinen Gang bis wir an die Reihe kamen und das Gepäckband unsere Tasche und den kleinen Koffer verschluckte.
Zeit für Kaffee. Croissants und Tabak. Alsbald wanderten wir ohne Beanstandung durch die Sicherheitskontrolle und nach überschaubarer Zeit brachte uns ein Bus zum Flieger und fast pünktlich hoben wir ab, ließen Korfu hinter uns und schwebten über den Balkan, Österreich, München und Gelnhausen nach Frankfurt. Irgendwann spuckte auch das Gepäckband unsere Habseligkeiten aus, so dass wir viertel nach Zwölf in der S-Bahn hockten, in der ein junger Mann über sein Telefon Madonna hörte und die stoisch dreinblickenden fingerschnippend animierte etwas mehr Elan an den Tag zu legen. Es blieb vergeblich. Eine Stunde später standen wir auf der Waldtribüne im Frankfurter Stadtwald bei der Eintracht. Kalimera Frankfurt. Gude.
Die Eintracht besiegte in einem mitreißendem Spiel Union Berlin mit 2:0. Ich war mit allem ein wenig überfordert. Schön war’s. Auf Korfu. Mit Pia. Wir sind schon ein gutes Team. Ein sehr gutes. Dankeschön.
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