Wie schon im vergangenen Jahr luden die 11Freunde in die Batschkapp, wie schon im vergangenem Jahr war die Veranstaltung ausverkauft, bevor die Gästeliste bekannt wurde. Doch im Gegensatz zum vergangenem Jahr sickerte diese erst durch, als die Veranstaltung begann.

Trotz offiziellem Einlass um 19:00 Uhr waren die Tore der Batschkapp noch um 19:15 geschlossen, eine lange Schlange bildete sich vor dem Eingang, Besucher für Besucher wurde anschließend wie bei einem Konzert kontrolliert, mitgebrachte Wasserflaschen landeten kommentarlos im Müll. Wer bringt denn schon auch Wasser mit.

Das Eingangsbild zeigte Jay Jay Okocha bei seinem Tanz gegen Oliver Kahn, ein kleiner Fortschritt zum vergangenem Jahr, als in Frankfurt eine Szene aus einem Spiel Duisburg gegen den BVB präsentiert wurde. Darauf eingegangen wurde jedoch nicht. Etwas verspätet begann der Abend, mit Alex Schur und Christoph Preuß saßen zwei einstige Fußballer der Eintracht auf dem Podium, die auch heute noch in unterschiedlicher Funktion für die SGE tätig sind. Dazu gesellten sich aus dem Vorstand von Mainz 05 Rouven Schröder sowie Harald Stenger, langjähriger Fußballchef der Frankfurter Rundschau. Moderiert wurde der Abend von Philipp Köster, Chefredakteur der 11Freunde. Mario Basler war eigentlich auch vorgesehen, doch er hatte kurzfristig abgesagt, da er von den Ereignissen bei Rot Weiss Frankfurt, seiner Demission, überrascht war, obgleich er sie zuvor in der Bild angekündigt hatte. (PK) Und die Batschkapp war voll. Fans der verschiedensten Vereine gaben sich ein Stelldichein in Frankfurt.

Es folgte eine 90minütige Abfolge von Gesprächsrunden, unterbrochen durch eine Halbzeitpause sowie etlichen Einspielungen für 11Freundeleser mehr oder weniger sattsam bekannter Szenen: verpasste Chancen, rüde Kreisklassenfouls, Spieltags-Gifs und ähnlichem Klamauk, angelegt auf den sicheren Lacher, der prompt folgte. Klar, der Fehltritt des Mainzers Torhüters Robin Zentner, der statt den Ball den Elfmeterpunkt zu spielen versuchte, darf in keinem Rückblick fehlen. Darauf angesprochen wurde Rouven Schröder jedoch nicht. Immer wieder schön: Der Vergleich von Luka Modric und Beatrix von Storch in der Rubrik: Bei der Geburt getrennt.

Die Gespräche drehten sich um die Bayern samt Don Jupp, die Eintracht am Rande, Dortmund oder Köln, sie drehten sich um irrsinnige Ablösesummen und Amateure, kurz um das Fußballjahr, welches hinter uns liegt – und die Moderation Kösters war angelegt auf den sicheren Beifall, leicht ironisierend, stets unterhaltend, selten tiefgehend, ein bunter Strauß Pointen bar jeden Selbstzweifels, Doppelpass für den Fußballstudenten.

Alex Schur, stets für ein klares Wort aber auch einen Lacher zu haben, zog sich bestens aus der Affäre, am besten womöglich, als er auf die Bayern in der Championsleague angesprochen wurde, kurz zu referieren begann um dann zu enden: Aber das interessiert mich eigentlich gar nicht. Erhellend die Ausführungen Schurs über den Beraterwahnsinn schon bei Jugendlichen, deren Zukunft schon in frühen Verträgen verankert werden soll. Für den großen Klamauk ist Christoph Preuß nicht zu haben, er tat sich sichtlich schwer, was soll der aktuelle Teammanager der Eintracht auch groß über das Innenleben von Dortmund oder Köln erzählen, während seine aktuelle Arbeit aber auch die Vergangenheit überhaupt nicht thematisiert wurde.

Dass der ganz große Fußball überdreht, darin waren sich alle einig, doch da selbst der FSV Mainz 05 von den Fernsehgeldern profitiert, blieb auch bei Rouven Schröder wenig mehr, denn bedauernde Worte. Harald Stenger, Journalist der alten Schule, monierte zu Recht am Ende „spannende Fragen“ – und in der Tat: Der Abend in der Kapp ähnelte einem Konzert der Rolling Stones im Jahr 2017. Die Band weiß, was sie kann, ein choreographierter Aufguss alter Hits und am Ende „Satisfaction“. Die Fans freut’s, wenn Köster „Leipzig“ sagt, lachen (fast) alle, bei 16,50 Euro Eintritt kommt ein stattliches Sümmchen zusammen und alle sind’s zufrieden. Ganz zum Schluss wurde noch „Kickers Offenbach“ erwähnt. Zwei, drei Leute brüllten irgendwas, was sie als Fans auswies. Wie immer dort: Unverständlich.

Seltsam leer verließ ich später die Kapp, vielleicht waren meine Erwartungen zu hoch an „das etwas andere Fußballmagazin“, vielleicht bin ich nur ein Nörgler und vielleicht lasse ich dem ganzen Unrecht angedeihen, da ich in anderen Zusammenhängen sowohl Alex als auch Christoph erlebt habe und weiß, was gerade auch Christoph zu sagen hat. Aber da wäre mehr drin gewesen, als routinierter Klamauk mit Inhaltstupfern – so man ein wenig mehr auf die Gäste eingegangen wäre. Für das nächste Jahr, besorge ich mir eine Presse-Akkreditierung, so möglich, der neugierige Fan hat genug gesehen. Aber es wird auch so wieder ausverkauft sein, da mache ich mir keine Sorgen.

Und vielleicht tue ich den Stones Unrecht.

Grüße!