Nach dem Aufwachen schoss mir sofort die Melodie in den Kopf, die seit einigen Monaten die Grundlage zur Huldigung unseres Fußballgottes liefert. Ja Freunde, es war kein Traum; die drei Tore von Alex Meier und das Endergebnis von 6:2 für die Eintracht gegen Köln haben auch heute noch Bestand.
Da Pia mit dem Jüngsten unterwegs war, um die B2 von Concordia Eschersheim zu supporten, Stefan, unser Übernachtungsgast noch an der Matratze horchte und ich meinen Bericht über das gestrige Spiel schon fertig hatte, nutzte ich den angebrochenen, eher grauen, Tag zu einem Ausflug auf heimische Fußballplätze. Ich wischte die Regentropfen auf der Sitzbank meines Rollers beiseite und rollerte durch Bornheim und Schrebergärten an den Riederwald. Dort kickte die U19 der Eintracht gegen die gut aus den Startlöchern gekommenen Münchner Löwen – und da ich erst knapp nach Anpfiff zur zweiten Hälfte einlief, diese auch hier in Führung lagen.
Es läuft alles andere als rund für die U19 der Eintracht. Null Punkte nach drei Spielen sind eine magere Ausbeute und bei einem 0:2 Rückstand lief auch heute alles gegen die von Alex Schur trainierte Truppe. Zwar konnte sich die Eintracht einige Chancen erarbeiten, die jedoch allesamt vergeben wurden, sofern man nicht im Abseits stand. 1860 zeigte sich in allen Belangen überlegen und erhöhte auf 0:3. Bei Abpfiff hieß es 0:4, Armin Kraaz hatte sich schon vorher zurück gezogen, nun stapfte Alex Schur sauer vom Feld. Unsere U19 ist quasi das Mönchengladbach der Junioren. Angetreten, um einen ordentlichen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen, dümpelt die Mannschaft punktlos im Tabellenkeller herum – hat allerdings eine Partie weniger als viele Konkurrenten auf dem Buckel. Sollten demnächst jedoch weitere Niederlagen folgen, wird es ungemütlich für den Nachwuchs.
Kaum war das Spiel zu Ende, tuckerte ich ein paar Meter weiter Richtung Bornheimer Hang. Dort trat der FSV Frankfurt gegen Eintracht Braunschweig an, die Polizei geleitete ein paar Braunschweiger Ultras Richtung Gästekurve, ich stellte mich brav an den Wegesrand, doch es hatte sich kaum gelohnt, den Roller auszumachen. Ein paar Meter weiter hinten parkte ich meinen Gefährten und besorgte mir eine Karte. Und da waren auch schon Maria und Marc, mit denen ich verabredet war. Unter einem Zeltchen wurden kostenlose Fanschals verteilt, dezenter Sponsorenaufdruck inklusive – und fast jede/r hatte einen solchen Schal um den Hals gewickelt.
Wir enterten den Eingang und wanderten gemächlich hoch in die Südkurve. Die Braunschweiger hatten etwa halb so viele Fans mitgebracht, wie neulich St Pauli, beim FSV blieb alles beim Alten – auch wenn sicherlich eine ganze Menge der Anwesenden gestern noch dem Herrn Meier ein Ständchen entgegen gebracht hatten. Der FSV hingegen hat es nicht einfach in Frankfurt, da kickt der Bornheimer Stadtteilclub jetzt acht Jahre hintereinander im Profifußball und hält sich wacker – doch auf Grund der Jahrzehnte langen Abwesenheit im großen Geschäft, sind ganze Fangenerationen weggebrochen. Das hat immerhin den Vorteil, dass rund um Spiel und Stadion ein unaufgeregtes Kontrastprogramm zur Eintracht geboten wird. Kein Gehassel, kein Stress – und Regenschirme auf der unüberdachten Stehtribüne. Retrostyle in der Massenhysterie – und auf dem Platz kommt dir der Fußball ebenso nostalgisch vor. Lange Bälle, Ballannahme, gucken, abspielen, fast wie in Zeitlupe wirkte das Ganze, vor allem im Vergleich zum gestrigen Kick.
Überall entdeckten wir Eintrachtler, die dem FSV genauso gewogen sind wie wir, ab und an erscholl ein zaghaftes Eff Ess Vau auf den Rängen, unten aber nutzte die Braunschweiger Eintracht kurz vor der Pause eine der wenigen Chancen zur Führung. Halbzeit, wohltuende Ruhe. Charly kam vorbei, Buffo winkte, Jogi war auch vom Riederwald rüber gekommen, es ging in der vermeintlichen Fremde durchaus familiär zu.
Nach Wiederanpfiff nahmen die Bornheimer das Heft in die Hand, pendelten aber zwischen Unvermögen und Unglück, der Ball wollte nicht in den Kasten und so kam es, wie kommen musste. Aus dem Nichts trafen die Braunschweiger zum 2:0. Hoffnung keimte noch einmal kurz auf, als die Nummer 12 der Gäste des Feldes verwiesen wurde, doch der FSV hatte sein Pulver verschossen, im Gegenteil: Braunschweig erhöhte auf 3:0, das Spiel der Gäste erwies sich als cleverer und so kam man zwar nicht von einem verdienten Sieg sprechen, glücklich aber war er auch nicht. Wie immer muss sich der FSV anstrengen, in Liga Zwei zu bleiben, aber auch dieses Jahr sollte das Unternehmen Klassenerhalt gelingen, Ambitionen darüber hinaus werden in Bornheim sowieso nicht gepflegt und von daher dürfte der Nachmittag am Hang nicht mein letzter gewesen sein.
Der Regen hatte aufgehört, ich verabschiedete mich von meinen Freunden und rollerte gemächlich Richtung Berger Straße, besorgte mir mein Mittagessen in Form eines Döners und warf mich auf die Couch. Immerhin hatte ich in drei Spielen am Wochenende 13 von 15 Toren live erleben dürfen, auch wenn heute alle Treffer gegen meine Clubs fielen. Und ich war an der frischen Luft, das ist doch auch etwas. Weiter geht es dann gegen den HSV, besser IN Hamburg. Ich halte euch auf dem Laufenden. Dann aber wieder mit Eintrachtschal.
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