Vor 28 Jahren war ich das erste und letzte Mal in Salzburg, damals verbrachten wir eine Winterwoche in Taxenbach und fuhren mit meinem alten Mercedes 200 Diesel für einen Tagesausflug in die Mozartstadt, es war eisig, jeden Morgen war die Kiste eingefroren. Jetzt rollen wir mit der Straßenbahn zum Bahnhof. Den Mercedes gibt es schon lange nicht mehr.
Schlagwort: Europacup (Seite 2 von 4)
Kalt ist’s, dunkel dazu, als ich am Abend des 30. November die Wiesenstraße hoch spaziere. Zwischenzeitlich hatte ich fast den Glauben daran verloren, an diesem Abend noch nach Hause zu kommen, manchmal laufen die Dinge dann ja doch anders als geplant – und wer unterwegs ist, der kann meist etwas erzählen. Ich war in London.
Im Prinzip war klar, dass nach dem Stühlerücken in Guimaraes das Auswärtsspiel der Eintracht bei Standard Lüttich offiziell ohne Eintrachtfans stattfinden wird. Diese, also wir, standen unter Bewährung und die UEFA hält Kollektivstrafen für eine gute Idee. Und so kam es dann ja auch. Schon bevor die Strafe verkündet wurde, hatte ich beschlossen, das Spiel in Lüttich sausen zu lassen. Auch als Hannover 96 seinerzeit dort spielte, gab es für die Fans massive Einschränkungen – und wenn ich etwas nicht mag, dann sind es, genau, massive Einschränkungen. Aber wieder einmal kam alles ganz anders.
Wieder einmal nehmen wir unser Frühstück im Monte Carlo, der ältere Besitzer strahlt, wir tun es ihm gleich. Er ist Anhänger von Braga, von daher wird er uns heute die Daumen drücken. Die Eintracht spielt in Guimaraes, Matchday. Also raus.
Kaum aus Berlin angekommen, hieß es für uns schon wieder: Rucksack packen. Und so marschieren Pia und ich am Montag in aller Herrgottsfrühe in Richtung Straßenbahn. Diesmal heißt unser Reiseziel Porto, die verfallende Schöne im Norden Portugals.
Pia, Steffen und ich hatten Glück, wir konnten jeweils einen der raren Plätze in einem der Busse der Fanabteilung ergattern. Denn letztlich waren es zwei Busse, die uns am Bahnhof bzw Stadion einsammelten – und sich an einem schönen Donnerstag im August gegen 12:00 Uhr Richtung Straßburg aufmachten. High noon. Europacup in diesem Jahr.
Abends zuvor noch ein Absacker am Gudes, nur wenige Stunden später klingelt der Wecker in aller Herrgottsfrühe. 5:30 Uhr, doch es nutzt nichts, ich muss raus, kurz nach sechs kommt die 12 Richtung Bahnhof, 6:45 ist Abfahrt mit dem Bus der Fanabteilung nach Vaduz. Auf dem Speiseplan heute: Europacup, FC Vaduz gegen die Frankfurter Eintracht. Also auf jetzt!
Heute also geht’s weiter nach Tallinn – und nicht nur dies; auch die Eintracht wird heute Abend spielen. Erst aber heißt es, die Fähre von Helsinki nach Tallinn zu erwischen und das heißt: Aufwachen. Soviel vorab: Es hat geklappt.
Eigentlich hatte ich ja vor, es in dieser Saison mit internationalen Auswärtsfahrten etwas langsamer angehen zu lassen, aber wie das so ist mit „eigentlich“. Kurz und gut, ich war dann doch unterwegs und das kam so:
Und dann lag der Ball im Tor. Wie, das konnten wir nicht erkennen, aber er war drin. Trapp hatte ihn doch schon und jetzt: 2:1 für Chelsea, der Traum war aus. Doch der Schiedsrichter sah mehr als wir, annullierte den Treffer, wir konnten alle eigentlich nicht mehr. Und doch ging es weiter – bis zum grausamen Elfmeterschießen.
Donnerstag, 11. April 2019
Matchday, die Eintracht spielt heute Abend bei Benfica Lissabon im Estádio da Luz um den Einzug ins Halbfinale des Europacups. Noch nicht einmal drei Jahre zuvor fuhren wir nach Nürnberg, um im Relegationsspiel eventuell noch den Kopf aus der Schlinge des Abstiegs zu ziehen. Es hat bekanntlich geklappt. Heute also Lissabon.
Eben noch standen wir auf dem Heimweg von Mailand nach der Auslosung an einem See in Hergiswil und buchten mit zittrigen Händen Flüge und Unterkunft für das Spiel der Eintracht bei Benfica Lissabon – jetzt schon wandern wir todmüde Richtung Straßenbahn, es ist vier Uhr in der Nacht, Frankfurt schläft – wir nicht.