Mit der Zeit schält sich ein Rhythmus heraus, der durchaus den Bedingungen der Natur unterworfen ist. Meist ist das Erste, was ich höre, der Ruf des Geckos. Einer dieser Gesellen lebt als Untermieter hinter meinem Badezimmerspiegel und kümmert sich nicht um Etwas.
Mit dem beginnenden Tag setze ich mich ins Restaurant, meist ist die Familie schon wach und geht unaufgeregt ihren Dingen nach. Ich schreibe mit Blick auf die See, manchmal rinnt mir der Schweiß, manchmal weht ein windiges Lüftchen. Nach getaner Arbeit ruft das Meer, man kann hier sogar ein bisschen schnorcheln, die Felsen sind scharfkantig, von eingewachsenen Muscheln übersäht und bei Flut von einer Sandschicht überzogen. Bei Ebbe ragen sie aus dem Wasser. Auf dem Meeresgrund finden sich vereinzelt Reste der menschlichen Zivilisation, meist Plastik. Fische gibt es einige, die Mehrzahl ist schwarz-gelb gestreift, ich nenne sie: Borussenfische. Erstaunlicher Weise verirrt sich auch mal ein blauer darunter mit einem leuchtenden Längsstreifen, der Schalker.
Wenn die Sonne über meine Hütte wandert, scheint sie auf die Hängematte, die wärmste Zeit des Tages bricht an, Zeit für eine Rollertour. Ich glaube ja, nachdem ich nun zwei Mal getankt habe, dass bei meiner Ankunft aus zwei bezahlten Litern Sprit nur einer in den Tank gewandert ist. Damals zeigte die Tanknadel halb voll an, bei den nächsten Versuchen war der Tank mit zwei Litern jeweils voll. Holzauge, sei wachsam.
Heute stand eine Premiere auf dem Spiel, der Besuch bei einem Friseur, zwecks Rasur. Der Friseur ist eine kleine Hütte, in der drei alte Stühle stehen, neben mir wird einem Thai der Kopf gewaschen, er schnattert mit der Friseuse, bis er zufrieden auf seinen Roller steigt. Meine Rasur ist weniger pittoresk als in Indien oder der Türkei. Der Sitz wird umgeklappt, mein Gesicht aus der Spraytube eingeschäumt und anschließend werden die Barthaare mit einem Rasiermesser abgeschabt, das geht behutsam und konzentriert vor sich. Auf ein Wässerchen oder Ohrausflammen warte ich vergeblich, aber der Bart ist ab und so soll es sein.
Der Fahrtwind kühlt, ich besuche die Mönche und steige einen Hügel zu einem der zahlreichen Buddhas empor, die über allem thronen, auch hier liegen Gaben und Räucherstäbchen. An der Straße betreiben die Mönche einen kleinen Stand mit Devotionalien, der Verkaufsmönch sitzt in seinem orangenen Umhang dabei und raucht. Klarer Pluspunkt für die Buddhisten.
Ich tucker gemächlich auf die Südseite meiner Bucht, von einigen Felssteinen vom Norden getrennt. Dort führen gleichfalls einige Anlagen zum Strand, ich schaue mir eine an. Sie ist größer als meine, die Bungalows stehen nicht direkt am Wasser, es ist eine Art Garten, zum Wasser läuft man ein paar Schritte. Hier macht sich die Ebbe deutlich bemerkbar, dass Meer hat sich einige Hundert Meter zurückgezogen, an Schwimmen ist nicht zu denken. Ich roller zurück, esse unterwegs an einem kleinen, einfachen Thairestaurant gegrilltes Hähnchen. Viele Hühner oder Anzeichen für Nutztierhaltung habe ich noch nicht gesehen, ob dies ein gutes Zeichen ist?
Gegen fünf Uhr schickt sich die Sonne langsam an, unter zu gehen. Dieser Anblick gehört zum täglichen Pflichtprogramm. Die Reisenden suchen sich einen schönen Platz und bestaunen während der nächsten beiden Stunden das Lichtfarbenspiel, welches sich an einem jeden Tag anders darbietet. Same same but different. Diesen Satz habe ich einst in Indien gelernt, er gehört auch hier zum Repertoire. Wie auch: No have.
Sobald die Sonne verschwunden ist, vermengen sich die Himmelsfarben zu einem nächsten Farbenspiel und sobald Wolken zu sehen sind, spielen sie mit. Dann erwachen die Zikaden zum Schnattern, es kommen die drei kleinen Hunde, alsbald ist alles recht ruhig, die Geckos lassen sich an und an hören, das Besteck der Gäste hier oder neben an klappert, man isst zu Abend. Mal alleine, mal mit Mitbewohnern. Heute kam Tom wieder vorbei, gemeinsam mit der gestern angekommenen Dagmar genießen wir unsere Mahlzeit, erzählen Geschichten, bis es mir zuviel wird und ich in meiner Hängematte verschwinde. Es weht eine Brise, eigentlich wollte ich noch ein Nachtbad nehmen, aber da es frischer ist als gestern, verzichte ich darauf. Zudem verliert die Magie bei zu häufiger Wiederholung ihre Farben. Die klaren Nachtfarben des Sternenhimmels.
„No have.“ Das, was du hast, hatten wir hier in Frankfurt gestern nicht. Doch dafür stürmische Winde und Regen. Ist ja auch was. Und ich betrachte es bisweilen ganz gern. Von drinnen nach draußen. :-)
Da denke ich spontan an BAP :-)
Ging mir auch so, als ich es geschrieben habe. :-)
Das dachte ich mir :-)