Meistens habe ich ja bei Übernachtungsbuchungen ein glückliches Händchen, obgleich die Kategorie „günstig“ an erster Stelle steht. Egal ob AirBnB, Hotel oder Pension. Egal ob ich mit Menschen in einer Wohnung bin, oder alleine in einem Zimmer. Bin da auch nicht so pingelig – und erwarte auch für meine Kategorien keinen Palast. Meist werfe ich meinen Rucksack in die Bude – und bin dann den ganzen Tag draußen.
Aber natürlich gibt es Ausnahmen. Wie in Tallinn, als ich in einem Hotel nahe der Fähre in einem fensterlosen Raum gelandet bin – am heißesten Tag des Jahrtausends. Aber selbst da sorgten freundliche Mitarbeiter für einen Ventilator und das lange Gespräch mit einem ehemaligen russischen Kapitän bei Cigaretten und Tee am frühen Morgen wird unvergesslich bleiben. Wir hockten oberkörperfrei am Straßenrand und quatschten bis meine Fähre rief.
In Lissabon war unsere Unterkunft auch eher suboptimal. Die Dusche befand sich auf dem Gang – und direkt vor der Zimmertür standen Bänke für die Wenigen, die hier frühstückten. Wir mussten mitten durch. Draußen vor dem Fenster rauschte der Verkehr. Immerhin gab es ein Stockwerk höher eine Terrasse mit Blick in den Hof und die angrenzende Fußgängerzone. So war dann doch alles halb so wild.
In dieser kleinen Fußgängerzone gab es ein kleines Café – im Schaufenster standen einige Dinge zum Verkauf, darunter eine Tasse, die mir gefiel. Jetzt haben wir zig Tassen im Schrank; das letzte, was ich brauchte war eine Tasse. Aber ich ging oft daran vorbei – und wenn etwas zieht, dann solltest du darauf hören. Am vorletzten Tag überwand ich mich und wollte die Tasse kaufen. Aber die Verkäuferin weigerte sich relativ desinteressiert, mir das Ding zu verkaufen. Andere gab es im Laden nicht und so zog ich verwundert und unverrichteter Dinge wieder ab.
Nachmittags spazierten wir von der Alfama Richtung Innenstadt. Pia wies mich auf einen kleinen Souvenirladen hin. Nicht so einen mit billigem Krimskrams, sondern einen, der sich die Dinge die er verkauft, sorgfältig ausgesucht hatte. „Guck doch da mal, ob du eine Tasse findest,“ meinte sie – und ich wollte mich zunächst weigern. Letztlich ging ich doch hinein – und sah eine buntlackierte Tontasse. Üblicherweise ignoriere ich solche Spontanfunde, vor allem wenn es um Tassen geht. Und die, die ich wollte, existierte nur noch in meiner Erinnerung. Dennoch gab ich meinem Impuls nach. „Handmade“ meinte die Verkäuferin, als sie mir die Tasse einpackte. Ich nickte brav und bezahlte.
Seitdem habe ich an jedem Tag, an dem ich Zuhause war, meinen Tee aus dieser Tasse getrunken. Sie steht leuchtend auf meinem Schreibtisch – und erinnert mich an die Tage in Lissabon. An Pasteis de Nata, den Spaziergang auf der anderen Seite des Tejos und den Blick über die Alfama. Und wenn ich sie jetzt ansehe, werde ich gerade in diesen Zeiten sentimental.