Die Fanbetreuung der Frankfurter Eintracht, unterstützt durch das Eintracht Museum, dem Fritz Bauer Institut und Maccabi Frankfurt richtet unter dem Motto Frankfurt – Theresienstadt – Eine Spurensuche über verschiedene Veranstaltungen den Blick auf das Ghetto Theresienstadt, einen der perfidesten Orte im Rahmen der von Nationalsozialisten geplanten und durchgeführten Vernichtung der Juden.
Theresienstadt, eine Festungsanlage mit Kasernen und Wohnananlagen 60 Kilometer nördlich von Prag, wurde bis 1790 zur Verteidigung des Kaiserreich Österreichs gegen die Preußen erbaut. Die Stadt bot den Nazis nach der Besetzung der Tschechoslowakischen Republik nahezu perfekte Bedingungen, ein jüdisches Ghetto zu errichten. Leicht bewachbar durch den Festungscharakter der Stadt, die heute Terezin heißt, wurden nach hier von Oktober 1941 bis Mai 1945 144.000 Menschen deportiert. Die meisten von ihnen aus Böhmen und Mähren, Deutschland und Österreich. Über 33.000 starben hier, über 87.000 wurden in die Lager im Osten transportiert – dies bedeutete für die meisten von ihnen der sichere Tod. Unter denen die überlebten, war Helmut „Sonny“ Sonneberg, der im Alter von 13 Jahren noch im Februar 1945 von Frankfurt aus nach Theresienstadt deportiert wurde. Heute kann er über seine Erfahrungen von damals sprechen – und ist wesentlicher Bestandteil der Veranstaltungsreihe, der er sich als Zeitzeuge zur Verfügung stellt.
Theresienstadt war kein Vernichtungslager obgleich die Menschen dort unter unerträglichen Bedingungen litten. Mangelernährung, Krankheiten, Enge, Ungeziefer, aber auch der Verlust der Würde trugen ihren Teil dazu bei, dass dennoch über 33.000 Menschen, vorwiegend Juden – aber auch Christen, die von den Nazis als Juden definiert wurden, dort starben. Es sollte ein Vorzeigeghetto werden, um bei internationalen Kontrollen die Beobachter in die Irre zu führen – was auch gelang. Vorwiegend älteren und prominenten Juden wurde seitens der Nazis die Illusion vermittelt, sie würden in eine Art Kurort reisen – unmittelbar nach Ankunft fand diese Illusion ihr Ende. Zwischen Oktober 1941 bis zur Befreiung im Mai 1945 existierte das Ghetto. In diesen Jahren wurden von hier über 87.000 Menschen in die Vernichtungslager in den Osten transportiert, für diese eine Reise in den sicheren Tod. Wer im Ghetto verblieb, verfügte meist über einen „privaten“ Breich von ca 2qm, dicht an dicht mit anderen: Die Pritsche.
Dennoch etablierte sich in Theresienstadt trotz allem Elends auch in jenen Jahren ein alltägliches Leben. Es gab eine Fußballliga, Kulturveranstaltungen sowie ein Kaffeehaus, dies alles unter jüdischer Selbstverwaltung, kontrolliert und bestimmt von der SS. In diesem für maximal 15.000 Menschen konzipierten Ort, in dem zuvor höchstens 7.000 Menschen lebten, drängten sich im September 1942 über 58.000 Menschen. 28 SSler reichten zusammen mit an die 200 tschechischen Gendarmen aus, das Ghetto zu überwachen.
Wer heute Theresienstadt besucht, wird konfrontiert mit einem Städtchen, in dem keine 2000 Menschen leben und dessen Struktur sich kaum verändert hat. Spuren des Ghettos sind auf den ersten Blick kaum zu erkennen. Es gibt ein Ghettomuseum im ehemaligen Kinderheim L417, eine Ausstellung in der ehemaligen Magdeburger Kaserne sowie öffentlich zugänglich das Kolumbarium, die Leichenhalle und das Krematorium – letztere außerhalb der Festungsmauern. Über der Eger hinweg befindet sich die kleine Festung, die als Gefängnis auch für politische Gefangene diente. Im Oktober 2019 wird es über die Eintracht eine Bildungseise nach Theresienstadt geben. Im Kolumbarium werden wir auch eine Gedenktafel anbringen. Anbei einige Bilder von der Vorabfahrt im Februar 2019. Auch wenn sie zuweilen idyllisch erscheinen mögen; an diesem Ort war das Grauen zuhause. Das heutige Parkhotel war das SS Kameradschaftsheim, ebenso wie der Marktplatz war dieser Bereich für die Häftlinge nicht zugänglich. Erst 1944 mit der Verschönerung wurde der Marktplatz zur Arbeitsstätte. Die Kirche blieb verschlossen, das Kreuz aber weithin sichtbar. Am Denkmal an der Eger wurde die Asche von 22.000 Juden aus Angst vor Entdeckung der Greueltaten in den Fluss geschüttet, eine Arbeit, die ebenso wie den Bau des Krematoriums die Deportierten übernehmen mussten.