Ein Sammelsurium aus dem angebrochenen Leben

What a night, what a club

Es ist die Nacht von Montag auf Dienstag, um 1:04 rollt der Dacia in den Hof. Wir laden die Sachen aus, eine halbe Stunde später komme ich heim, die Parkplatzsuche im Nordend ist aufreibend. Auch für einen Pokalsieger. Immer noch heiser falle ich ins Bett. Ins Pokalsiegerbett.

Einen Reisebericht hier zu schreiben ist unmöglich, auch ist die magische Nacht von Berlin schon in vielen Artikeln auf den Punkt gebracht worden – und jedes Lesen erzeugt Gänsehaut, jedes Ansehen der Tore lässt mir die Tränen in die Augen schießen.

Es war ein Pokalsieg der Freundschaft, der Begegnungen, der Umarmungen. Es war ein Pokalsieg, der mich zuvor mit Uli Stein und allen einstigen Titelträgern der Eintracht auf der großen Bühne stehen ließ, es war ein Pokalsieg, für alle die, die ihn nicht mehr erleben konnten und auch für meinen Vater, obgleich es ein paar Wochen zuvor nicht zwingend danach aussah. Es war ein Pokalsieg, der all unsere Arbeit, unsere Tränen und Hoffnungen der vergangenen Jahrzehnte in die reine Erlösung auflöste, ein Pokalsieg der echten Tränen. Jede/r von uns hat seine eigene persönliche Lebensgeschichte in diesen jetzt wahrhaftigen Pokalsieg legen können, die Gedanken an all die Erlebnisse der vergangenen Jahre, sie materialisierten sich vielleicht in diesem magischen Moment, als Mijat Gacinovic alleine auf das Tor zusprintete, als ich realisierte, dass Ulreich nicht im Tor stand und in die Berliner Nacht brüllte: Das ist der Titel, das ist der Titel. Dieser ekstatische Wirbelsturm, als der Ball zum 3:1 und für die Ewigkeit ins Netz rollte.

Ich danke allen, die in meinem Umfeld daran beteiligt waren, allen voran Pia, aber auch meinem Kumpel Andi, nach dem dritten Anlauf und etlichen Bierchen hat es endlich geklappt. Susi, die uns immer so herzlich aufgenommen hat, dem Museumsteam, mit dem ich das Spiel hoch oben auf den Rängen verfolgen durfte, Sonni, die mich in einem besonderen Moment fotografiert hat – ohne dass ich es merkte, Flo, der am Tag danach doch noch nach Tegel gekommen ist, um die Füße in den See zu halten, Thomas, mit dem ich so oft durch Berlin gezogen bin, Matze, der für uns die Tickets organisiert hat, Klein-Karla, die mich in den letzten Tagen so oft zum Lachen gebracht hat, dem Verein, der es mir ermöglicht hat, auf der großen Bühne zu stehen. Ich danke all denen, die an mich gedacht haben und mich mit SMS oder Whats App beglückwünscht haben. Für einen aber ist dieser Pokalsieg etwas ganz Besonderes. Für Kid Klappergass, aus sehr persönlichen Gründen, für ihn freut es mich am meisten, dass er diese Nacht erleben durfte.

Als ich neulich mit Peter Fischer gemeinsam in München vor den Münchner Adlern eine Saisonrückschau und eine Pokalfinalvorschau halten durfte, zeigte uns Peter ein Foto von Jürgen Klopp mit Campino, als Liverpool gerade Manchester City aus der Championsleague gekegelt hatte, ein Selfie mit den Worten: What a night, what a Club. Ich sagte damals zu ihm: Am 19. Mai wirst du Kloppo eine SMS im gleichen Wortlaut schicken. What a night, what a Club.

Wie sagte Flo: Die Welt ist jetzt eine andere.

 

 

 

 

 

 

5 Kommentare

  1. Andy

    Das geht runter wie Oel….
    Ich träume immer noch heiter,
    und bald gehst in Europa weiter⚫️⚪️❤️

    • Beve

      So ist das :-)

  2. NC

    > Beve, lieber Bruda im Geiste,
    >
    > das Erlebte aufzuschreiben ist eigentlich nicht möglich. Denn es ist viel mehr als ein Pokalsieg einer Fußballmannschaft, auch wenn sich dieser Sieg im kollektiven Gedächtnis der gesamten deutschen Fußballfans einbrennen wird. Er ist viel mehr für uns, weil er wirklich ein epochaler Meilenstein im Leben von ganz vielen Gleichgesinnten ist. In den letzten 30 Jahren ist so viel passiert und es hat sich so viel verändert. Konstant blieben eigentlich nur die Spieltage der Eintracht sowie die daraus resultierenden Gefühlslagen. Manche Fanatiker haben sich in dieser Zeit abgekehrt, andere (wie mein Sohn) stießen glücklicherweise neu hinzu, viele blieben und erzählten immer wieder die alten Geschichten. Bei den Erlebnissen von 1988 wurde ich immer ganz still, da ich damals vor dem heimischen Röhrengerät den Freistoß erlebte und genau 1 Jahr zu jung war, da die Auswärtsfahrten erst ab 1989 gestattet wurden ….Und nun: 30 Jahre später, 30 Jahre später, verdammt nochmal 30 Jahre, also etwas weniger (hoffentlich) als mein halbes Leben später fahren wir ohne den Hauch einer Chance nach Berlin. Das 1. Mal als Fan dieses Vereins hatte ich keinen Funken Hoffnung in mir und eine achtbare Niederlage stellte wirklich eine denkbare Option dar. Ob Gerre, die Shirts, egal, ich nahm es kaum wahr, taumelte ins Stadion und auf meinen Platz. Beim Führungstreffer war der Unglauben größer als der Jubel, man traute sich kaum zu jubeln, denn es kommt ja eh noch wie es kommen muß. Halbzeit-SMS:“Wir platzen vor Stolz“, da war sie wohl, die Chance auf die achtbare Niederlage. Ausgleich, Druck auf unser Tor und irgendwann muss es, irgendwann wird es passieren. Es kommt der unfassbare Ante, der Moment wie er die beiden Verteidiger einfach stehen lässt, dieser Jubel und plötzliche Stille. Scheiße, da ist: dieser verdammte Videobeweis. Ja, der Schiri geht raus zum TV und man weiß genau was kommt. Aber Nein! Er zeigt wirklich zur Mitte, nochmal ein Torjubel, als hätte man gerade noch einen Treffer erzielt. Völlig verrückt, Herzrasen. Nachspielzeit, ich verbiete mir das unfassbare zu glauben. Ich warte geradezu auf den Ausgleich. Er muß doch kommen. Ich kenne das doch alles zu Genüge. 30 Jahre, aber ich weiß doch, dass wir es nicht holen…Videobeweis, der Hals ist ausgetrocknet, der Blick irre und dann dieses Zeichen zur Eckfahne. Und dann läuft er los, ach ihr wisst es doch selbst….
    >
    > Was danach kommt reicht für ein ganzes Buch. Die Umarmungen der Freunde, die 1988 schon alt genug waren und zuerst die des Sohnes der glücklicherweise an diesem 19. Mai 2018 alt genug ist. Nein, ich verstehe in diesem Moment nicht, dass es mein erster, wirklicher Titel ist. Auch die Europa-Cupteilnahme hat keiner von uns im Kopf.
    > Nach 30 Jahren. Es ist alles bezahlt, es kam alles zurück mit Zins und Zinses-Zins. DANKE Eintracht. Selbst mit Rostock habe ich meinen Frieden gemacht – naja fast….
    > Gedanken schießen durch den Kopf: Soll ich mir die Pokalübergabe auf der Videowand anschauen oder versuchen den Live-Blick, den ehrlichen Blick zu erhaschen. Ich entscheide mich natürlich für die 2. Variante und sehe nix, höre alles und weine, weine, weine. Vor dem Stadion erscheint es ruhig, kein euphorischer Jubel mehr, wir sind fertig und ausgelaugt. Eine Nacht beginnt, die einem normal vorkommt, früher endet als man es sich 30 Jahre lang ausgemalt hat und es folgt ein Morgen der glücklicher beginnt, als man es sich je ausmalen konnte. Aufwachen und gleichzeitig vor Glück ins Kissen zu schluchzen, kann nur verstehen, wer diesen Verein liebt und 30 Jahre gewartet hat. Eine Zugfahrt voller Euphorie zurück, in Wolfsburg ganz kurz an 2001 gedacht und dann sind wir da. In Frankfurt am Main, man fühlt sich als Pokalsieger wenn man aus dem Zug steigt und ich glaube wir sind auch alle Pokalsieger. Unvergessliches Autokorso und was hier von der jüngeren Generation teilweise auf Fotos und Videos festgehalten wurde, zeigt einem, dass soziale Medien auch ein Segen sein können. Ich kam dann Sonntag Abend nach Hause und meine Frau, die immerhin 17 der 30 Jahre miterlebt hat, will sich mit mir freuen. Und ist irritiert, denn ihr Mann weint und weint und weint…..
    >

  3. fg-sge

    Unbeschreiblich!
    Nach dem ich Montags erfahre ich hab auch eine Karte:-)) , war ich den Rest der Woche überdreht, riesige Vorfreude gepaart mit:
    Mir hawwe kei Chanc, die wolle mer nutze!
    Fanmeile, Stadion, Spiel, alles super!
    Gänsehaut pur!
    Ich fand die Stimmung auf dem Weg ins Stadion deutlich lauter, als zurück. Das musste wohl erst verdaut wern.
    Noch e paar Äppler an der Bembelbar haben den genialen Sieg abgerundet.( Danke Holger, mir würde heut noch U-Bahn fahrn :-) )
    Nein mein lieber Beve ich bedank mich net mehr:-)
    Grüß die Pia bitte und :
    Ich hatte einen Bruda neben mir sitze, hat mich für ihn auch besonners gefreut!
    War einfach alles Geil Punkt

    • Beve

      War einfach geil. Genau, und ist es immer noch!

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