Bleiwäsche, Padberg, Adorf – so hießen die Ortschaften im Hochsauerlandkreis, die wir spät abends bei Herbstdunkelheit und strömendem Regen durchfuhren. Die Scheibenwischer schwappten schnaufend über die Windschutzscheibe, die Heizung lief leise und die Musik von Ludovico Einaudi tröpfelte aus den Lautsprechern. Während Friedrich Merz hämisch von einigen Wahlplakaten grinste, rollten wir vom Auswärtsspiel der Frankfurter Eintracht in Bielefeld nach Hause. Doch beginnen wir von vorne. Weiterlesen
Kategorie: Auswärts (Seite 3 von 11)
Etwas überraschend kam sie schon, die Meldung, dass zum Auswärtsspiel der Eintracht in der ersten Pokalrunde bei Waldhof Mannheim 1250 Gästefans zugelassen werden sollten. Als ein paar Tage später die Bestätigung kam und ich nur wenig später tatsächlich ein Ticket in den Händen hielt, konnte ich mir eine Träne nicht verkneifen. Erstmals seit Salzburg im Februar 2020 sollte es wieder auf Reisen gehen. Mit der Eintracht.
Die letzten Minuten des Spiels der Eintracht in Basel verdämmer ich vor dem TV im Halbschlaf. Kurz vor Schluss steht es 0:0. Die Eintracht hätte fünf Monate nach dem Hinspiel ein 0:3 aufholen müssen. Jenes 0:3 im Frankfurter Stadtwald, das eine Zäsur bedeutete. Es war das erste Heimspiel nach dem Einbruch des Coronavirus SARS-CoV-2. Das erste Heimspiel ohne Zuschauer.
Unterwegssein. Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Treiben lassen, neue Wege erkunden, wenn machbar, nie den gleichen Weg zurück gehen. Hinter jeder Kurve liegt das Unmögliche. Das Unentdeckte, das nicht mit dem Ballast der eigenen Geschichte Verwobene. Manchmal bringe ich Dinge mit. Wie 1998 aus Venedig.
Vor 28 Jahren war ich das erste und letzte Mal in Salzburg, damals verbrachten wir eine Winterwoche in Taxenbach und fuhren mit meinem alten Mercedes 200 Diesel für einen Tagesausflug in die Mozartstadt, es war eisig, jeden Morgen war die Kiste eingefroren. Jetzt rollen wir mit der Straßenbahn zum Bahnhof. Den Mercedes gibt es schon lange nicht mehr.
Eigentlich wollte ich ja nicht mehr nach Mainz fahren. Und eigentlich hätte ich mich auch daran halten sollen. Aber ich war nach Jahren mal wieder dort. Und das kam so:
Kalt ist’s, dunkel dazu, als ich am Abend des 30. November die Wiesenstraße hoch spaziere. Zwischenzeitlich hatte ich fast den Glauben daran verloren, an diesem Abend noch nach Hause zu kommen, manchmal laufen die Dinge dann ja doch anders als geplant – und wer unterwegs ist, der kann meist etwas erzählen. Ich war in London.
Im Prinzip war klar, dass nach dem Stühlerücken in Guimaraes das Auswärtsspiel der Eintracht bei Standard Lüttich offiziell ohne Eintrachtfans stattfinden wird. Diese, also wir, standen unter Bewährung und die UEFA hält Kollektivstrafen für eine gute Idee. Und so kam es dann ja auch. Schon bevor die Strafe verkündet wurde, hatte ich beschlossen, das Spiel in Lüttich sausen zu lassen. Auch als Hannover 96 seinerzeit dort spielte, gab es für die Fans massive Einschränkungen – und wenn ich etwas nicht mag, dann sind es, genau, massive Einschränkungen. Aber wieder einmal kam alles ganz anders.
Und schon wieder heißt es: Rucksack packen. Diesmal geht es nach Hamburg, die Eintracht tritt zum Pokalspiel bei St. Pauli an und die Fanabteilung nutzt die Gelegenheit, die Eintracht den Hamburger Mitgliedern näher zu bringen. Von daher reisen wir schon einen Tag vor dem Spiel an, abends steht ein Veranstaltung auf dem Programm, erwartet werden Präsident Peter Fischer und Axel Hellmann, Vorstand der Eintracht Frankfurt Fußball AG.
Wieder einmal nehmen wir unser Frühstück im Monte Carlo, der ältere Besitzer strahlt, wir tun es ihm gleich. Er ist Anhänger von Braga, von daher wird er uns heute die Daumen drücken. Die Eintracht spielt in Guimaraes, Matchday. Also raus.
Kaum aus Berlin angekommen, hieß es für uns schon wieder: Rucksack packen. Und so marschieren Pia und ich am Montag in aller Herrgottsfrühe in Richtung Straßenbahn. Diesmal heißt unser Reiseziel Porto, die verfallende Schöne im Norden Portugals.