Es waren anstrengende Wochen diesen Sommer, die Arbeit am Eintracht-Buch, welches ich für den Werkstatt Verlag machen durfte, hat mich neben anderen Dingen extrem beschäftigt – und mich ob der Kürze der Zeit durchaus an Grenzen gebracht. Entspannung brachten nur die paar Tage in Helsinki während der Trip nach Marseille jetzt nicht gerade Urlaub war – und genau dies schien mir für mein mentales und physisches Wohlbefinden dringend geraten. Urlaub. Erholung. Ruhe.
Kategorie: Wortwelt (Seite 3 von 26)
Beves Wortwelt
Es regnet. Ich laufe müde durch den nachtdunklen Günthersburgpark. Es sind die letzten Meter einer Tour, die mich binnen 53 Stunden nach Marseille und zurück gebracht hat. Der erste Auswärtsauftritt der Frankfurter Eintracht in der Champions League liegt hinter mir. Und was für einer. Dass es langweilig war, kann man nicht gerade sagen. Der meistgehörte Satz während des Trips lautete: „Pass auf dich auf!“ Das tat ich – und bin froh, gleich wieder zuhause zu sein.
Die Flüge und die Unterkunft waren gebucht, bevor klar war, dass die Eintracht das Supercup-Finale erreichen würde. Von daher hielten sich die Kosten in Grenzen. Vor drei Jahren war ich schon einmal in Helsinki, damals auf dem Weg nach Tallinn und ohne Pia. Jetzt sind wir wieder zusammen unterwegs. Zum Spiel der Eintracht gegen Real Madrid. Weiterlesen
Es begann alles mit einem Satz während eines TV Interviews – nach einer Niederlage des FC Augsburg bei Borussia Mönchengladbach am 26. Januar 2019: „Ich kann nichts Positives über ihn sagen und will auch nichts Negatives sagen.“ Gesprochen hat ihn Martin Hinteregger, gemeint war der damalige Trainer des FCA, Maunel Baum. Sieben Tage später stand Hinteregger gegen Dortmund auf dem Platz. Im Trikot des frisch gebackenen DFB-Pokalsiegers Eintracht Frankfurt.
Noch einmal stehen Menschentrauben an der Ecke Rohrbachstraße/Rothschildallee im Frankfurter Nordend, in der Hand ein Bier oder einen Becher Apfelwein. Gude hier, Gude da. Drinnen legt Niko Platten auf. Im Backstage oder besser New Backstage, wie die Fußball- und Schnitzelkneipe in den vergangenen Jahren hieß. Seit sie Silke von Norbert übernommen hatte, das müsste in den Monaten nach der WM 2006 gewesen sein.
Freunde, elf Jahre lang erschien dieses oder dieser Blog in nahezu unveränderter Erscheinung. Doch das Zeitenrad dreht sich und mit den Jahren hat sich gezeigt, dass einiges nicht mehr zeitgemäß war, vor allem die mobile Darstellung. Von daher entschied ich mich dieser Tage, das Design behutsam anzupassen.
Unterwegssein. Bewusstes Erleben der Vergänglichkeit – im besten Falle. Vielleicht war es das, was mir in der Hochphase von Corona am meisten gefehlt hat, das Vorbeigleiten der Zeit, angefüllt mit Momentaufnahmen eines Daseins, das so schnell vorbei ist – angereichert mit Erinnerungen, einem „Weißtdunoch“, bunte Zeitkleckse im ewigen Werden.
Als wir am nächsten Morgen erwachten, waren wir immer noch Europacup-Sieger. Aber im Gegensatz zum Pokalsieg 2018 schwebten wir nicht durch die Stadt, im Gegenteil: Eine seltsame Schwere hatte uns befallen. Die ersten Bilder und Videos trudelten ein, die Begeisterung schien keine Grenzen zu kennen. Die Kanäle quollen über von Lobeshymnen, die Texte und Bilder überschlugen sich mit sentimentalen Emotionen und ich hatte den Eindruck, dies alles habe mit mir nichts zu tun. Mein weißes Eintracht Trikot hängte ich auf die Wäscheleine und zog es dann trotzig an. Weiß, ohne Werbung. Grabowski 1975.
Es versprach ein heißer Tag zu werden. Der 18. Mai 2022, der Tag des Endspiels um den Europacup. Sevilla erwachte. Ich saß mit einem Tee in der Hand auf der Dachterrasse und war mir der historischen Chance bewusst. Dennoch war da etwas, dass mich diesen Gedanken nicht wirklich begreifen ließ. Die Realität und meine Seinswahrnehmung liefen asynchron. Der Gedanke, dass die Eintracht tatsächlich den Uefa-Cup holen kann, schien in meiner Welt zu absurd.
Kaum waren wir in Fuseta angekommen, mussten wir auch schon wieder los. Wir ließen den größten Teil unserer Habseligkeiten in der Unterkunft und spazierten mit leichten Gepäck in Richtung Bahnhof. Kein Wölkchen trübte den klarblauen Himmel, die Station Fuseta – Montcarapacho lag wie gemalt im Morgenlicht.
„Campeones, Campeones, Campeones SGE“. Leise diese eigentlich unglaublichen Worte murmelnd, laufe ich durch den überschaubaren Flughafen in Faro, Portugal. Hinter uns liegt eine abwechslungsreiche Woche. Eine Woche, in der Eintracht Frankfurt zum zweiten Mal in der Historie den Europacup holen sollte. Wir waren wieder einmal unterwegs – und dies hier ist unsere Geschichte. Eine Geschichte voll Höhen, aber auch Tiefen, die hier nicht verschwiegen werden sollen.
Vielleicht begann alles mit der Buchung eines Hotelzimmers in London, als nach der Auslosung klar war, dass die Eintracht im Halbfinale des Europacups womöglich auf West Ham trifft. Beinahe wäre auch noch ein Flug dazu gekommen, aber dann fiel uns noch rechtzeitig auf, dass wir eventuell ja auch in Lyon spielen könnten. Also ließen wir es. Letztlich kam eh alles ganz anders als geplant. Davon erzählt diese Geschichte.