Ich schrecke aus einem kurzen und scheinbar traumlosen Schlaf hoch. Und greife hastig nach dem Handy. Wie spät ist es? Habe ich verschlafen? Die Uhr zeigt kurz vor fünf, und just in diesem Moment beginnen die Wecker zu summen. Beziehungsweise ertönt „Enjoy the silence“ in einer Coverversion von Nada Surf. Puh, ich bin rechtzeitig wach, eine weitere Aufgabe ist gemeistert. Jetzt geht es weiter, es wartet die Bahnfahrt von Kiew nach Charkiw.
Autor: Beve (Seite 12 von 69)
Es war eine spontane Entscheidung kurz nach der Auslosung zum 16/ Finale der Europaleague. Zimmer waren schon reserviert, in Glasgow, in Lissabon, in Malmö – gezogen aber wurde der Frankfurter Eintracht zum Gegner … Schachtar Donezk. Ukraine. Und das im Winter. Zudem war ob der politischen Lage in der Ukraine nicht klar, wo das Spiel stattfinden wird. Zur Auswahl standen Kiew oder Charkiw. Bullerbü geht anders. Aber Europacup ist nicht Bullerbü. Also los.
Es war im Januar 2014, als sich eine kleine Reisegruppe der Fan geht vor in Richtung Rom aufmachte. Natürlich warf ich seinerzeit eine Münze in den Fontana di Trevi – und entsprechend kehrte ich nun wieder zurück. Diesmal mit Pia. Diesmal mit der Eintracht. Europa League. Es wurden natürlich aufregende Tage. Davon wird nun erzählt.
Sonntag kurz nach 13 Uhr, wir fliegen über Frankfurt, tief unten mäandert der Main durch die Stadt, dahinter ragt die Skyline in die Höhe. In knapp vier Stunden werden Pia und ich auf der Waldtribüne stehen, kurz danach wird der Anpfiff zur Bundesligapartie der Eintracht gegen Schalke erfolgen. Hinter uns liegen 13 Stunden Reise. Und vier fantastische Tage. Davon wird nun die Rede sein.
Die Anfänge des Fußball 2000
Gäste: Uwe Bein, Uwe Bindewald, Manfred Binz
Es ist noch gar nicht so lange her, da war ich der festen Überzeugung, die Eintracht wird heuer gegen den Abstieg spielen. Und die ersten Spiele nährten diese Überzeugung. 0:5 gegen die Bayern, 1:2 in Ulm, ein angeschlagener Torhüter, ein überspielter Rebic. Dazu kamen die Abgänge von Hradecky, Mascarell, Boateng, Wolf und Barkok – und von den Neuzugängen schaffte es in Ulm außer Torro keiner in die Startelf. Obendrein befand sich ein Fußballgott in unfreiwilliger Frührente.
Nebel steigt über dem Schwarzwald auf, ein Flutlicht gleißt in den regennassen Tag, die Anzeigetafel leuchtet, verkündet einen 2:0 Auswärtssieg der Frankfurter Eintracht beim SC Freiburg, den die wenigsten für möglich gehalten hatten. Die latent knisternde Stimmung nach den Niederlagen gegen die Bayern und in Ulm wandelte sich in Erleichterung, der Absturz der SGE ist vorerst abgewendet. Durchatmen.
Freitagmorgen gegen 10 Uhr saust eine S-Bahn aus Frankfurt Richtung Friedrichsdorf, erstmals seit Langem habe ich mal wieder eine Fahrt über eine Mitfahrzentrale gebucht, Abfahrt um 11 am Friedrichsdorfer Bahnhof. Frankfurt – Tübingen, einfach. Zurück geht es dann mit Flo, der in Tübingen aufgewachsen ist und später nachkommen wird. So lautet der Plan. Und so hat er sich dann auch erfüllt.
Jetzt ist es also passiert, die „Mannschaft“ hat bei der WM in Russland – völlig zu Recht – die Vorrunde nicht überstanden. Sang- und klanglos ging die Truppe um Jogi Löw unter. Ich nehme dies zur Kenntnis, weder bin ich betrübt, noch bin ich hocherfreut. Es ist mir schlicht egal. Wobei, so ganz kann ich mir eine kleine klammheimliche Freude nicht verkneifen.
Es ist die Nacht von Montag auf Dienstag, um 1:04 rollt der Dacia in den Hof. Wir laden die Sachen aus, eine halbe Stunde später komme ich heim, die Parkplatzsuche im Nordend ist aufreibend. Auch für einen Pokalsieger. Immer noch heiser falle ich ins Bett. Ins Pokalsiegerbett.
Eigentlich fehlt hier ja noch der Bericht über das Auswärtsspiel auf Schalke, das 1:0 der Eintracht, die nervenzerfetzenden letzten 10 Minuten – aber private Umstände und viel Arbeit ließen mich nicht dazu kommen. Jetzt stand für mich erstmals seit 12 Jahren eine Reise zum Spiel in München an.